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Aus dem Durchschnitt By: Gustav Falke (1853-1916) |
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Roman von Gustav Falke Hamburg 1900
Meinem Bruder Albert gewidmet.
I.
Dem undurchdringlichen Nebel des Märzabends war eine Frostnacht gefolgt.
An der Ecke der Gärtnerstraße und des Durchschnitts, in einem östlichen
Vororte Hamburgs, hatte am Morgen darauf die Glätte des übereisten,
abgenutzten Straßendammes ein Opfer gefordert. Ein Droschkenpferd war so
unglücklich gestürzt, daß an eine Rettung des gutgepflegten, wertvollen
Tieres nicht zu denken war. Beide Vorderbeine waren dem Dunkelbraunen
gebrochen. Schweißbedeckt, mit heftig arbeitenden Lungen, lag er in dem
Kreis der schnell zusammengelaufenen Gaffer. Der Kutscher, ein älterer Mann, stand in dumpfer Resignation dabei. "Dat verdammte Jis, dat verdammte Jis", wiederholte er nur immer. Ein
Schlachter drängte sich durch die Menge: "Na, Beuthien, is he henn?" "To'n Dübel is he", brach der verhaltene Grimm des Angeredeten los. Er
warf die Peitsche mit einem Fluch auf die Erde und machte sich daran,
den keuchenden Gaul von allem Geschirr zu befreien. Der Frager und ein junger kräftiger Mann, dessen frisches,
wettergebräuntes Gesicht unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Kutscher
aufwies, waren dem hart Betroffenen behilflich. "Harst doch man Liesch nohmen, Vadder", meinte der junge Mann. "Schnack morgen klok", war die verbissene Antwort. In dem Knaul der sich noch immer vermehrenden Zuschauer hielten sich
Mitleid, Neugier und Lust am Unglück die Wage. Auch fehlte es nicht an
schlechten Witzen. Vergeblich bemühte sich ein Schutzmann, die Menge zu
zerstreuen. Er ließ seinen Aerger dafür an den Kindern aus, aber die auf
der einen Seite mit barschem Wort verjagten, schlossen sich auf der
anderen beharrlich wieder an. Hatte das Publikum nur spöttische Mienen, halblaute Scherze für die
heilige Hermandad, so war die Besitzerin des Eckladens, eines
Geschäftskellers, in dem sich eine Weiß und holländische Warenhandlung
befand, um so energischer bemüht, den Mann der Ordnung wenigstens durch
ihren Beifall aufzumuntern. Sie war um ihre Spiegelscheiben besorgt. Die kleine, rundliche Frau war in beständiger Bewegung. Unter Mittelmaß,
kostete es ihr verzweifelte Anstrengungen, dann und wann einen Blick auf
den Gegenstand der allgemeinen Neugier zu ermöglichen. Einmal versuchte sie sogar, sich von ihrem niedrigen Standpunkt aus
dennoch einen Anteil an der Aktion zu sichern. "Na, Herr Beuthien, is er tot?" fragte sie mit heller, durchdringender
Stimme in das Gewühl hinein. "Ne, man so'n bischen", rief ein vorlauter Junge zurück, unter dem
Gelächter der Umstehenden. Ein Dienstmädchen suchte, mit unwilligem Ellbogenstoß die Zärtlichkeit
eines Gesellen abwehrend, die Nähe der Geärgerten zu gewinnen. "Morgen, Frau Wittfoth! ich wollt' nur für'n Groschen Haarnadeln haben,
von die langen, wissen Sie woll. Ich komm gleich retour, will man bloß
mal eben Kartoffel holen." "Recht, Fräulein, holen Sie man bloß mal eben Kartoffel", lachte die
Wittfoth. Gewandt schlüpfte das Mädchen durch das Gedränge. Allmählich verlor sich die Menge. Das gestürzte Tier ward bis zur
Ankunft des Frohnes durch übergeworfene Decken dem Anblick der
Vorübergehenden entzogen. Vereinzelt sich anfindende Neugierige wies der
Schutzmann sogleich weiter. Eine halbe Stunde später zeugte nichts mehr
von dem Vorfall. Frau Caroline Wittfoth war noch beim Sortieren der Haarnadelpäckchen
beschäftigt, ihr nervöser Ordnungssinn hatte immer irgend etwas zu
richten, zu verändern und zu verbessern, als auch schon jenes
Dienstmädchen, mit der gefüllten Kartoffelkiepe am Arm, laut und fahrig
in den Laden trat. "Nu?" fragte sie mit strahlendem Lachen. "Haben Sie mich die Nadeln
rausgesucht?" "Sie feiern wohl Geburtstag heute?" meinte die Wittfoth, die verlangten
Haarnadeln einwickelnd. "Ich? Ne, wie meinem Sie das?" "Na, ich meine man, weil Sie so vergnügt sind." "Das sagen Sie man. Mal will unsereins auch lachen. Aergern thut man
sich so schon genug... Continue reading book >>
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