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Aus tiefem Schacht By: Fedor von Zobeltitz (1857-1934) |
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Roman von Fedor von Zobeltitz Stuttgart 1915 Verlag von J. Engelhorns Nachf. Alle Rechte, namentlich das Übersetzungsrecht, vorbehalten Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart Erstes Kapitel Hedda stand mitten unter dem Hühnervolk und sah mit andächtiger Miene zu, wie die Magd das Futter auswarf. Der Hühnerhof war ihre besondere Vorliebe, und für ihn verschwendete sie reuelos, was von den Erträgnissen der kleinen Wirtschaft übrig blieb. Es gab da allerhand sonderbares Getier, das mit unserm braven deutschen Haushuhn nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit hatte und das Hedda aus weither bezogenen Eiern hatte ausbrüten lassen: ganz kleine, zierliche Geschöpfe mit bronzefarbenem Gefieder und wieder riesengroße, mit breiten Federlappen an den Füßen und buschigem Kamme, Perlhühner und solche aus Cochinchina, Liliputaner aus Java und ähnliche Arten, die sich nicht leicht züchten ließen und zärtlich behandelt sein wollten. Dörthe streute die Körner mit der rechten Hand unter das gackernde Volk, während sie mit der Linken die Futterschwinge hielt. Die Verehrung für das Hühnervolk hatte sie von ihrer Herrin geerbt; das frische, sonnenbraune, bildhübsche Gesicht der Dirne strahlte vor Vergnügen. »Der große Gottlieb frißt uns noch tot,« sagte sie, lachend ihre blanken Zahnreihen zeigend. »Nee gnä'ges Fräulein was der fressen kann!! Und den Zwerghühnern nimmt er immer ihr bißchen Futter weg; man merkt, daß er ausländ'sch ist.« Hedda nickte. »Er ist nur gegen die eigne Art galant,« erwiderte sie; »die Menschen machen's nicht anders.« Dann fragte sie nach dem Vater Dörthes. Der war Stellmacher unten im Dorfe und hatte sich kürzlich eine leichte Lungenentzündung geholt. Aber es ging ihm schon besser; der Doktor war dreimal dagewesen nun brauchte er nicht mehr zu kommen. Morgen oder übermorgen konnte der alte Klempt wieder an die Arbeit gehen. »Hat er denn viel zu tun?« fragte Hedda. »O ja, gnä'ges Fräulein,« entgegnete Dörthe lebhaft und klappte die Futterschwinge aus, damit auch nicht das letzte Körnlein verloren gehe. »Seit Kommerzienrats drüben wohnen, könnte er sechs Arme haben. Da gibt's immerwährend was!« Sie trieb die Hühner davon, die sie noch immer umringten und an ihr emporzuflattern versuchten. Hedda schritt quer über den Wirtschaftshof und trat in den kleinen Vorderpark, in dem das Rosenrundell in voller Blüte stand. Es war in der fünften Nachmittagsstunde und noch ziemlich heiß. Aber das junge Mädchen spürte von der Hitze nicht viel. Hedda behauptete, ihr kühles Herz temperiere sie so völlig, daß sie gegen jede sommerliche Bosheit geschützt sei. Sie gehörte zu jenen blonden Schönheiten, die in der Tat eine beständige Frische auszuströmen scheinen. Obwohl sie erst Anfangs der Zwanzig war, machte sie doch einen reiferen Eindruck. Mit ihrer großen, stattlichen Gestalt und der vollen Büste hätte man sie für eine junge Frau halten können. Auf der glasüberdachten Veranda des Herrenhauses blieb sie stehen und schaute hinab auf das Dorf. Der Baronshof lag auf einer Anhöhe. Man erzählte sich, der Großvater des jetzigen Besitzers, des Freiherrn von Hellstern, habe ihn auf derselben Stelle erbaut, auf der ehemals das alte Schloß gestanden habe. Das kannte man freilich nur noch der Sage nach. Den Hellsterns war es ergangen wie manch anderm alten Geschlechte. Die Ahnen hatten nichts übrig gelassen für die Nachkömmlinge. Freilich der Letzte im Mannesstamme hatte sich lange und bitter genug gewehrt gegen den Untergang, mit Kraft und mit Zähigkeit, mit hartem Schädel und beiden Fäusten. Aber schließlich hatte er doch den aussichtslosen Kampf aufgeben und die Waffen strecken müssen... Continue reading book >>
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