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Der Hahn von Quakenbrück und andere Novellen By: Ricarda Octavia Huch (1864-1947) |
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Die Fünfzig Bücher Band 16 Der Hahn von Quakenbrück und andere Novellen von Ricarda Huch Verlegt bei Ullstein & Co Berlin 1920 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, vorbehalten Amerikanisches Copyright 1920 by Ullstein & Co, Berlin Inhalt Der Hahn von Quakenbrück 7 Der Sänger 53 Der neue Heilige 93 Der Hahn von Quakenbrück Im folgenden wird gemeldet, was die Chroniken über den staatswichtigen Prozeß wegen des eierlegenden Hahnes überliefert haben, durch welchen eine freie Reichsstadt Quakenbrück im Jahre 1650 ängstlich erschüttert wurde und leicht zu gänzlicher Auflösung gebracht worden wäre. Es hatte nämlich der Pfarrer an der Heiligengeistkirche, der der Reformation anhing, mehrere Male auf der Kanzel vorgebracht, daß der Hahn des Bürgermeisters, wider Natur und Gebrauch, als wäre er eine Henne, Eier lege, darüber gewitzelt wie auch merken lassen, daß dergleichen ohne die Beihilfe des Teufels oder teuflischer Künste nicht wohl zu bewerkstelligen sei. Dies verursachte der Zuhörerschaft des beredten Pfarrers teils Belustigung, teils Grausen, und es wurde in den Bürgerhäusern hin und her darüber geredet, besonders in den Kreisen der zünftigen Handwerker, welche behaupteten, von Bürgermeister und Ratsherren aus dem Regimente verdrängt worden zu sein, an dem sie vielerlei auszusetzen hatten. Allmählich kam es so weit, daß die müßigen Buben, wenn der Bürgermeister sich auf der Straße blicken ließ, anfingen zu krähen und zu gackern und mit solchen Bezeigungen unehrerbietig hinter ihm herliefen. Auch dem Stadthauptmann, der die Kriegsmacht von Quakenbrück im Namen des Kaisers befehligte und eine gewaltige Person war, kam etwas davon zu Ohren, und da er mit dem Bürgermeister wie auch vorzüglich mit der Bürgermeisterin, Frau Armida, befreundet war, begab er sich selbst in sein Haus, um ihn deswegen zur Rede zu stellen. Bevor noch der Bürgermeister nach Gewohnheit eine Kanne Wein auftragen lassen konnte, setzte sich der Stadthauptmann auf einen Sessel, schlug auf den Tisch und sagte: »Tile Stint« denn so hieß der Bürgermeister , »das mit dem Hahn muß aufhören, oder du sollst sehn, daß ich nicht von Pappe bin!« Tile Stint klopfte dem Stadthauptmann auf den Rücken, als ob er einen Hustenanfall hätte, und sagte begütigend. »Wenn du mir sagst, was es mit dem Hahne auf sich hat, so mag es meinetwegen aufhören, da dir viel daran zu liegen scheint.« »Was,« rief der Stadthauptmann noch lauter als zuvor, »so willst du zu der Schandbarkeit deiner Tat noch die Dreistigkeit fügen, sie mir abzuleugnen, da doch das Gelichter der Gasse ungestraft hinter dir her kräht.« Diese Worte stimmten den Bürgermeister nachdenklich, und er sagte: »Das Krähen der mutwilligen Buben ist mir in der Tat aufgefallen, und es wäre mir lieb, den eigentlichen Grund desselben zu erfahren. Ich dachte schon, es sei ein Symbolum und diene den Reformierten, uns Altgläubige damit zu verspotten, doch will ich sie gern einer derartigen Herausforderung und Tücke freisprechen, wenn es sich anders verhält.« Der Stadthauptmann runzelte die Brauen und brummte: »Firlefanz! Solltest du nicht wissen, daß auf das niederträchtige Eierlegen deines Hahnes gezielt wird?« Auf diese Insinuierung öffnet Tile von Stint seine matten blauen Augen voll Staunen, indem er ausrief: »Der kann Eier legen! Mache mir das nicht weis! Tun es doch nicht einmal meine Hühner nach der Ordnung, so daß ich ihn schon habe abschlachten lassen wollen, da er noch dazu die Federn läßt und schäbig wie von einer Rauferei daherkommt; aber ich unterließ es, da er wegen seiner Magerkeit keinen guten Bissen verspricht.« Das Gesicht des Stadthauptmanns verdüsterte sich, und er herrschte den Bürgermeister an: »Verlege dich mir gegenüber nicht aufs Leugnen! Das Mistvieh legt Eier und gehört von Rechtens auf den Scheiterhaufen... Continue reading book >>
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