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Die Harzreise By: Heinrich Heine (1797-1856) |
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Von Heinrich Heine
Nach Adolph Strodtmanns Handexemplar
berichtigt und herausgegeben von Otto F. Lachmann
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.
Schwarze Röcke, seidne Strümpfe,
Weiße höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassieren
Ach, wenn sie nur Herzen hätten! Herzen in der Brust, und Liebe,
Warme Liebe in dem Herzen
Ach, mich tötet ihr Gesinge
Von erlognen Liebesschmerzen. Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen. Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunkeln Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen. Lebet wohl, ihr glatten Säle!
Glatte Herren! glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen.
Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität, gehört
dem Könige von Hannover, und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen,
eine Entbindungsanstalt, eine Sternwarte, einen Karcer, eine Bibliothek
und einen Ratskeller, wo das Bier sehr gut ist. Der vorbeifließende Bach
heißt »die Leine«, und dient des Sommers zum Baden; das Wasser ist sehr
kalt und an einigen Orten so breit, daß Lüder wirklich einen großen
Anlauf nehmen mußte, als er hinüber sprang. Die Stadt selbst ist schön,
und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht. Sie
muß schon sehr lange stehen, denn ich erinnere mich, als ich vor fünf
Jahren dort immatrikuliert und bald darauf konsiliiert wurde, hatte sie
schon dasselbe graue, altkluge Ansehen, und war schon vollständig
eingerichtet mit Schnurren, Pudeln, Dissertationen, Thédansants,
Wäscherinnen, Kompendien, Taubenbraten, Guelfenorden, Promotionskutschen,
Pfeifenköpfen, Hofräten, Justizräten, Relegationsräten, Profaxen und
anderen Faxen. Einige behaupten sogar, die Stadt sei zur Zeit der
Völkerwanderung erbaut worden, jeder deutsche Stamm habe damals ein
ungebundenes Exemplar seiner Mitglieder darin zurückgelassen, und davon
stammten alle die Vandalen, Friesen, Schwaben, Teutonen, Sachsen,
Thüringer u. s. w., die noch heutzutage in Göttingen, hordenweis und
geschieden durch Farben der Mützen und der Pfeifenquäste, über die
Weenderstraße einherziehen, auf den blutigen Wahlstätten der Rasenmühle,
des Ritschenkruges und Bovdens sich ewig unter einander herumschlagen,
in Sitten und Gebräuchen noch immer wie zur Zeit der Völkerwanderung
dahinleben, und teils durch ihre Duces, welche Haupthähne heißen, teils
durch ihr uraltes Gesetzbuch, welches Komment heißt und in den legibus
barbarorum eine Stelle verdient, regiert werden. Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Studenten,
Professoren, Philister und Vieh, welche vier Stände doch nichts weniger
als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste. Die
Namen aller Studenten und aller ordentlichen und unordentlichen
Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläuftig; auch sind mir in
diesem Augenblicke nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter
den Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben. Die Zahl
der Göttinger Philister muß sehr groß sein, wie Sand oder, besser
gesagt, wie Kot am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens mit ihren
schmutzigen Gesichtern und weißen Rechnungen vor den Pforten des
akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum begreifen,
wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte. Ausführlicheres über die Stadt Göttingen läßt sich sehr bequem nachlesen
in der Topographie derselben von K. F. H. Marx. Obzwar ich gegen den
Verfasser, der mein Arzt war und mir viel Liebes erzeigte, die
heiligsten Verpflichtungen hege, so kann ich doch sein Werk nicht
unbedingt empfehlen, und ich muß tadeln, daß er jener falschen Meinung,
als hätten die Göttingerinnen allzugroße Füße, nicht streng genug
widerspricht... Continue reading book >>
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