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Die Regentrude By: Theodor Storm (1817-1888) |
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Theodor Storm
Einen so heißen Sommer, wie nun vor hundert Jahren, hat es seitdem nicht
wieder gegeben. Kein Grün fast war zu sehen; zahmes und wildes Getier lag
verschmachtet auf den Feldern. Es war an einem Vormittag. Die Dorfstraßen standen leer; wer nur konnte,
war ins Innerste der Häuser geflüchtet; selbst die Dorfkläffer hatten sich
verkrochen. Nur der dicke Wiesenbauer stand breitspurig in der Torfahrt
seines stattlichen Hauses und rauchte im Schweiße seines Angesichts aus
seinem großen Meerschaumkopfe. Dabei schaute er schmunzelnd einem
mächtigen Fuder Heu entgegen, das eben von seinen Knechten in die Diele
gefahren wurde. Er hatte vor Jahren eine bedeutende Fläche sumpfigen
Wiesenlandes um einen geringen Preis erworben, und die letzten dürren
Jahre, welche auf den Feldern seiner Nachbarn das Gras versengten, hatten
ihm die Scheuern mit duftendem Heu und den Kasten mit blanken Krontalern
gefüllt. So stand er auch jetzt und rechnete, was bei den immer steigenden Preisen
der Überschuß der Ernte für ihn einbringen könne. "Sie kriegen alles
nichts", murmelte er, indem er die Augen mit der Hand beschattete und
zwischen den Nachbarsgehöften hindurch in die flimmernde Ferne schaute;
"es gibt gar keinen Regen mehr in der Welt." Dann ging er an den Wagen,
der eben abgeladen wurde; er zupfte eine Handvoll Heu heraus, führte es an
seine breite Nase und lächelte so verschmitzt, als wenn er aus dem
kräftigen Duft noch einige Krontaler mehr herausriechen könne. In demselben Augenblicke war eine etwa fünfzigjährige Frau ins Haus
getreten. Sie sah blaß und leidend aus, und bei dem schwarzseidenen Tuche,
das sie um den Hals gesteckt trug, trat der bekümmerte Ausdruck ihres
Gesichtes nur noch mehr hervor. "Guten Tag, Nachbar", sagte sie, indem
sie dem Wiesenbauer die Hand reichte, "ist das eine Glut; die Haare
brennen einem auf dem Kopfe!" "Laß brennen, Mutter Stine, laß brennen", erwiderte er, "seht nur das
Fuder Heu an! Mir kann's nicht zu schlimm werden!" "Ja, ja, Wiesenbauer, Ihr könnt schon lachen; aber was soll aus uns andern
werden, wenn das so fortgeht!" Der Bauer drückte mit dem Daumen die Asche in seinen Pfeifenkopf und stieß
ein paar mächtige Dampfwolken in die Luft. "Seht Ihr", sagte er, "das
kommt von der Überklugheit. Ich hab's ihm immer gesagt; aber Euer Seliger
hat's allweg besser verstehen wollen. Warum mußte er all sein Tiefland
vertauschen! Nun sitzt Ihr da mit den hohen Feldern, wo Eure Saat
verdorrt und Euer Vieh verschmachtet."
Die Frau seufzte. Der dicke Mann wurde plötzlich herablassend. "Aber, Mutter Stine", sagte
er, "ich merke schon, Ihr seid nicht von ungefähr hergekommen; schießt nur
immer los, was Ihr auf dem Herzen habt!" Die Witwe blickte zu Boden. "Ihr wißt wohl", sagte sie, "die fünfzig
Taler, die Ihr mir geliehen, ich soll sie auf Johanni zurückzahlen, und
der Termin ist vor der Tür." Der Bauer legte seine fleischige Hand auf ihre Schulter. "Nun macht Euch
keine Sorge, Frau! Ich brauche das Geld nicht; ich bin nicht der Mann,
der aus der Hand in den Mund lebt. Ihr könnt mir Eure Grundstücke dafür
zum Pfand einsetzen; sie sind zwar nicht von den besten, aber mir sollen
sie diesmal gut genug sein. Auf den Sonnabend könnt Ihr mit mir zum
Gerichtshalter fahren." Die bekümmerte Frau atmete auf. "Es macht zwar wieder Kosten", sagte sie,
"aber ich danke Euch doch dafür." Der Wiesenbauer hatte seine kleinen klugen Augen nicht von ihr gelassen.
"Und", fuhr er fort, "weil wir hier einmal beisammen sind, so will ich
Euch auch sagen, der Andrees, Euer Junge, geht nach meiner Tochter!" "Du lieber Gott, Nachbar, die Kinder sind ja miteinander aufgewachsen!" "Das mag sein, Frau; wenn aber der Bursche meint, er könne sich hier in
die volle Wirtschaft einfreien, so hat er seine Rechnung ohne mich
gemacht!" Die schwache Frau richtete sich ein wenig auf und sah ihn mit fast
zürnenden Augen an. "Was habt Ihr denn an meinem Andrees auszusetzen?"
fragte sie... Continue reading book >>
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