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Erste Gedichte   By: (1875-1926)

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ERSTE GEDICHTE

Von

RAINER MARIA RILKE

LEIPZIG

IM INSEL VERLAG

MCMXIII

LARENOPFER

IM ALTEN HAUSE

Im alten Hause; vor mir frei seh ich ganz Prag in weiter Runde; tief unten geht die Dämmerstunde mit lautlos leisem Schritt vorbei.

Die Stadt verschwimmt wie hinter Glas. Nur hoch, wie ein behelmter Hüne, ragt klar vor mir die grünspangrüne Turmkuppel von Sankt Nikolas.

Schon blinzelt da und dort ein Licht fern auf im schwülen Stadtgebrause. Mir ist, daß in dem alten Hause jetzt eine Stimme "Amen" spricht.

AUF DER KLEINSEITE

Alte Häuser, steilgegiebelt, hohe Türme voll Gebimmel, in die engen Höfe liebelt nur ein winzig Stückchen Himmel.

Und auf jedem Treppenpflocke müde lächelnd Amoretten; hoch am Dache um barocke Vasen rieseln Rosenketten.

Spinnverwoben ist die Pforte dort. Verstohlen liest die Sonne die geheimnisvollen Worte unter einer Steinmadonne.

EIN ADELSHAUS

Das Adelshaus mit seiner breiten Rampe: wie schön will mir sein grau er Glast erscheinen. Der Gangsteig mit den schlechten Pflastersteinen und dort, am Eck, die trübe, fette Lampe.

Auf einer Fensterbrüstung nickt ein Tauber, als wollt er durch den Stoff des Vorhangs gucken; und Schwalben wohnen in des Torgangs Luken: das nenn ich Stimmung, ja, das nenn ich Zauber.

DER HRADSCHIN

Schau so gerne die verwetterte Stirn der alten Hofburg an; schon der Blick des Kindes kletterte dort hinan.

Und es grüßen selbst die eiligen Moldauwellen den Hradschin, von der Brücke sehn die Heiligen ernst auf ihn.

Und die Türme schaun, die neueren, alle zu des Veitsturms Knauf wie die Kinderschar zum teueren Vater auf.

BEI ST. VEIT

Gern steh ich vor dem alten Dom; wie Moder weht es dort, wie Fäule, und jedes Fenster, jede Säule spricht noch ihr eignes Idiom.

Da hockt ein reich geschnörkelt Haus und lächelt Rokoko Erotik, und hart daneben streckt die Gotik die dürren Hände betend aus.

Jetzt wird mir klar der casus rei; ein Gleichnis ists aus alten Zeiten: der Herr Abbé hier ihm zuseiten die Dame des roi soleil.

IM DOME

Wie von Steinen rings, von Erzen weit der Wände Wölbung funkelt, eine Heilge, braungedunkelt, dämmert hinter trüben Kerzen.

Von der Decke, rundgemauert, schwebt ob eines Engels Kopfe hell ein weißer Silbertropfe, drin ein ewig Lichtlein kauert.

Und im Eck, wo Goldgeglaste niederhangt in staubgen Klumpen, steht in Schmutz gehüllt und Lumpen still ein Kind der Bettlerkaste.

Von dem ganzen Glänze floß ihm in die Brust kein Fünkchen Segen.... Zitternd, matt, streckts mir entgegen seine Hand mit leisem: "Prosim!"

IN DER KAPELLE ST. WENZELS

Alle Wände in der Halle voll des Prachtgesteins; wer wüßte sie zu nennen: Bergkristalle, Rauchtopase, Amethyste.

Zauberhell wie ein Mirakel glänzt der Raum im Lichtgetänzel, unterm goldnen Tabernakel ruht der Staub des heilgen Wenzel.

Ganz von Leuchten bis zum Scheitel ist die Kuppel voll, die hohle; und der Goldglast sieht sich eitel in die gelben Karneole.

VOM LUGAUS

Dort, seh ich Türme, kuppig bald wie Eicheln und jene wieder spitz wie schlanke Birnen; dort liegt die Stadt; an ihre tausend Stirnen schmiegt sich der Abend schon mit leisem Schmeicheln.

Weit streckt sie ihren schwarzen Leib. Ganz hinten sieh St. Mariens Doppeltürme blitzen. Ists nicht: Sie saugte durch zwei Fühlerspitzen in sich des Himmels violette Tinten!

DER BAU

(1)

Die moderne Bauschablone will mir wahrlich gar nicht passen. Hier, dies alte Haus darf fassen reiche, weite Steinterrassen, kleine, heimliche Balkone.

Und die weitgewölbten Decken, die so günstig sind den Lauten, Nischen rings, die eingebauten, draus die Arme sich der trauten Dämmrung dir entgegenstrecken.

Alle Mauern breiter, stärker und aus echten Quaderkernen; traun, das Gruseln könnt ich lernen, seh ich auf die Zinskasernen aus dem kleinen, Stillen Erker.

IM STÜBCHEN

(2)

Traut ists, wenn verstohlen heulen im Kamine wilde Winde in der Stube; ganz gelinde tickt auf dem barocken Spinde fort die Stockuhr mit den Säulen... Continue reading book >>




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