Books Should Be Free Loyal Books Free Public Domain Audiobooks & eBook Downloads |
|
Grevinde By: Hermann Heiberg (1840-1910) |
---|
![]()
Roman von Hermann Heiberg
Berlin
Endlich, nach langer, heißstaubiger Fahrt hielt die Postkutsche, und
mit den rauh betonten Worten: "Hier geht's nach Schloß Rankholm " öffnete der Schwager den
Wagenschlag und bedeutete einem darin sitzenden Herrn, daß er ansteigen
müsse. Und während dieser, ein junger, vornehm ansehender Mann seiner
Aufforderung folgte, wandte sich derselbe Postillon zu dem Gepäckkasten,
riß des Reisenden Koffer heraus, stieß ihn unsanft auf den Erdboden und
ließ ihn dort liegen. Und als der Fahrgast, Graf Axel Dehn, ein Wort über Wegrichtung und
Weiterbeförderung seines Gepäcks hinwarf, setzte er statt zu antworten,
die Finger an den Mund und ließ in der Richtung eines von Knicken
eingefaßten Seitenweges dreimal hintereinander einen scharfschrillen
Pfiff ertönen. Alsbald erschien ein alter, gebückt gehender Mann oben an der Biegung
des Pfades, erhob mit phlegmatischer Bewegung die Hand zum Zeichen, daß
er gehört habe, und näherte sich mit derselben Gemächlichkeit dem
seiner Wartenden. "Denne Mand besorger alt " warf der sich nunmehr erst wieder zu Worten
anfragende mundfaule Rosselenker hin, nickte obenhin und schritt mit
einem mürrischen Ausdruck das ihm gebotene Trinkgeld wegsteckend, dem
Wagen mit den beiden Braunen zu. Alsdann schwang er sich abermals auf
den Bock und hieb, nunmehr taktmäßig mit der Peitsche ausholend, auf die
dann auch rasch im Staub der Landstraße verschwindenden Gäule ein. "Wie weit ist's noch nach dem Schloß?" warf Graf Dehn, während sich der
Alte, nach ehrerbietiger Verneigung, den schweren Koffer auf die
Schultern packte, hin. "Saa omtrent ti Minuter!" (So ungefähr zehn Minuten) gab der Alte, in
auffallend plattem Dänisch sprechend, zurück. Und dann setzen sie sich in Bewegung, und je mehr sie sich dem zwischen
mächtigen Parkbäumen hervorschimmernden Rankholmer Schloß näherten,
desto unfreier wurde dem jungen Fremden zu Mute. Schon als Knabe hatte er von seinen Eltern von dieser großen, dänischen
Besitzung vernommen und jedesmal mit einem Gefühl der Beklemmung
zugehört. So viel Absonderliches und Unheimliches hatte sich in den
dunklen Prachtsälen, den verschwiegenen Kemenaten, den dickwandigen
Turmzimmern und Fremdengemächern, aber auch auf den versteckten Treppen
dieses seit Jahrhunderten bestehenden und allezeit in dem Besitz der
Grafen Lavard befindlich gewesenen Schlosses abgespielt! Ein wild
trotziges Geschlecht hatte dort gehaust, um Erbschaften, Geld und schöne
Frauen Ränke geschmiedet und sich nicht selten ingrimmig angefeindet. Die Frau des nunmehrigen alleinigen Besitzers, des Grafen Lavard, war
eine Französin aus vornehmem Geschlecht! Er hatte die sehr begüterte
Vikomtesse von Verdeuil bei seiner Anwesenheit in Paris auf einem Balle
beim dänischen Gesandten vor zwanzig Jahren als fünfzehnjähriges Mädchen
kennen gelernt, und sie war ihm, mit einem schwermütigem Verzicht auf
die unvergleichbaren Reize ihrer Heimat, hierher in die einsame
nordische Welt gefolgt. Lavards besaßen zwei Töchter, Imgjor und Lucile, von denen sich die
erstere, etwas ältere, zur Zeit auf Rankholm aufhielt, während sich
Lucile gegenwärtig auf Reisen befand. Graf Dehns Vater und Graf Lavard hatten einst zusammen bei den dänischen
Dragonern in Kopenhagen gestanden, aber ihren Abschied genommen, nachdem
sie beide gelegentlich einer Urlaubsreise die ihren Augen und Herzen
genehmen Frauen gefunden. Graf Dehn war eine Ehe mit einer Baronesse von Berg eingegangen. Mit ihr
hatte er reiche Güter in der Lausitz geerbt und war infolgedessen nicht
nur aus dem dänischen Unterthanenverbande ausgeschieden, sondern auch
dorthin übergesiedelt. Immer waren jedoch die beiden Freunde in
Verbindung geblieben, und nun eben ging der junge Graf Axel von Dehn,
der einzige Nachkomme dieser Familie, nach Rankholm zur Brautschau. Mitten in der Einsamkeit lag das mächtige Schloß. Nur ein zu der
Herrschaft gehörendes, in einer Thalmulde malerisch hingestrecktes Dorf,
mit Namen Kneedeholm, teilte diese stille Abgeschlossenheit von der Welt
und der großen Heerstraße... Continue reading book >>
|
Genres for this book |
---|
Fiction |
Literature |
eBook links |
---|
Wikipedia – Hermann Heiberg |
Wikipedia – Grevinde |
eBook Downloads | |
---|---|
ePUB eBook • iBooks for iPhone and iPad • Nook • Sony Reader |
Kindle eBook • Mobi file format for Kindle |
Read eBook • Load eBook in browser |
Text File eBook • Computers • Windows • Mac |
Review this book |
---|