Books Should Be Free Loyal Books Free Public Domain Audiobooks & eBook Downloads |
|
Hinzelmeier eine nachdenkliche Geschichte By: Theodor Storm (1817-1888) |
---|
![]()
beim Theodor Storm
Eine nachdenkliche Geschichte Die weisse Wand Der Zipfel Die Rose Krahirius Der Eingang zum Rosengarten Ein Meisterschuss Die Rosenjungfrau Nachbars Kasperle Der Stein der Weisen
Die weisse Wand
In einem alten weitlaeufigen Hause wohnten Herr Hinzelmeier und die schoene
Frau Abel: sie waren nun schon ins zwoelfte Jahr verheiratet, ja die Leute
in der Stadt zaehlten ihnen nach, dass sie zusammen schon fast an die
achtzig Jahre auf dem Nacken haetten und noch immer waren sie jung und
schoen und hatten weder ein Faeltchen vor der Stirn, noch ein Hahnepfoetchen
unter den Augen. Dass dies nicht mit rechten Dingen zugehe, war nun
freilich klar genug und wenn die Hinzelmeierschen aufs Tapet kamen, so
tranken die Stadtkaffeetanten drei Naepfchen mehr als am ersten
Ostersonntagnachmittage. Die Eine sagte: "Sie haben einen Jungbrunnen im
Hofe!" Die Andere sagte: "Es ist eine Jungfernmuehle!" Die Dritte sagte:
"Ihr Bube, das Hinzelmeierlein, ist mit einer Glueckshaube auf die Welt
gekommen und nun tragen die Alten sie wechselweise, Nacht um Nacht!" Das
kleine Hinzelmeierlein dachte nun freilich nicht dergleichen; es kam ihm
im Gegenteil ganz natuerlich vor, dass seine Eltern immer jung und schoen
waren; aber gleichwohl bekam auch er sein Nuesschen, das er vergeblich zu
knacken suchte. Eines Herbstnachmittags, da es schon gegen das Zwielicht ging, sass er in
dem langen Korridor des oberen Stockwerks und spielte Einsiedler; denn
weil die silbergraue Katze, welche sonst bei ihm zur Schule ging, eben in
den Garten hinabgeschlichen war, um nach den Buchfinken zu sehen, so hatte
er mit dem Professorspiel fuer heute aufhoeren muessen. Er sass nun als
Einsiedler in einem Winkel und dachte sich Allerhand, wohin wohl die Voegel
floegen und wie die Welt draussen wohl aussehen moege und noch viel
Tiefsinnigeres; denn er wollte der Katze darueber auf den andern Tag einen
Vortrag halten als er seine Mutter, die schoene Frau Abel, an sich
voruebergehen sah. "Heisa, Mutter!" rief er; aber sie hoerte ihn nicht,
sondern ging mit raschen Schritten an das Ende des Korridors; hier blieb
sie stehen und schlug mit dem Schnupftuch dreimal gegen die weisse Wand.
Hinzelmeier zaehlte in Gedanken "eins" "zwei" und kaum hatte er "drei"
gezaehlt, als er die Wand sich lautlos oeffnen und seine Mutter dadurch
verschwinden sah; kaum konnte der Zipfel des Schnupftuches noch mit
hindurchschluepfen, so ging alles mit einem leisen Klapp wieder zusammen
und der Einsiedler dachte nun auch noch darueber nach, wohin doch wohl
seine Mutter durch die Wand gegangen sei. Darueber ward es allmaehlich
dunkler und das Daemmern in seinem Winkel war schon so gross geworden, dass
es ihn ganz verschlungen hatte, da machte es, wie zuvor, einen leisen
Klapp, und die schoene Frau Abel trat aus der Wand wieder in den Korridor
hinein. Ein Rosenduft schlug dem Knaben entgegen, wie sie an ihm
vorueberstrich. "Mutter, Mutter!" rief er; aber er hielt sie nicht zurueck;
er hoerte, wie sie die Treppe hinab und in das Zimmer des Vaters ging. Wo
er am Vormittag sein Schaukelpferd an den messingenen Ofenknopf gebunden
hatte. Nun hielt es ihn nicht laenger, er sprang durch den Korridor und
ritt wie der Wind das Treppengelaender hinab. Als er ins Zimmer trat, war
es voller Rosenduft und es schien ihm fast, als waere seine Mutter selber
eine Rose, so leuchtend war ihr Antlitz. Hinzelmeier wurde ganz
nachdenklich. "Liebe Mutter", sagte er endlich, "weshalb gehst du denn immer durch die
Wand?" Und als Frau Abel hierauf verstummte, sagte der Vater: "Ei nun, mein Sohn,
weil die anderen Leute immer durch die Tuer gehen." Das war dem Hinzelmeier schon einleuchtend; bald aber wollte er mehr
erfahren. "Wohin gehst du denn, wenn du durch die Wand gehst", fragte er weiter,
"und wo sind die Rosen?" Aber ehe er sich's versah, hatte der Vater ihn kopfueber aufs Schaukelpferd
gestuelpt und die Mutter sang das schoene Lied: "Hatto von Mainz und Poppo von Trier
Ritten zusammen aus Luenebier;
Hatto hott hott! immer im Trott!
Poppo hopp hopp! immer Galopp! Eins, zwei, drei!
Zelle vorbei;
Eins, zwei, drei, vier!
Nun sind wir schon hier... Continue reading book >>
|
Genres for this book |
---|
Fiction |
Literature |
Teen/Young adult |
eBook links |
---|
Wikipedia – Theodor Storm |
Wikipedia – Hinzelmeier eine nachdenkliche Geschichte |
eBook Downloads | |
---|---|
ePUB eBook • iBooks for iPhone and iPad • Nook • Sony Reader |
Kindle eBook • Mobi file format for Kindle |
Read eBook • Load eBook in browser |
Text File eBook • Computers • Windows • Mac |
Review this book |
---|