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Im Brauerhause Novelle By: Theodor Storm (1817-1888) |
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Taschenausgaben 23
Im Sonnenschein Drei Sommergeschichten von Theodor Storm
Dreizehnte Auflage
Verlag von Gebrüder Paetel Berlin
Druck von G. Kreysing in Leipzig
Meiner Mutter zum W e i h n a c h t a b e n d 1854
IM BRAUERHAUSE.
Es war in einem angesehenen Bürgerhause, wo wir am Abendteetisch in
vertrautem Kreis beisammensaßen. Unsere Wirtin, eine Fünfzigerin von
frischem Wesen, mit einem Anflug heiterer Derbheit, stammte nicht aus
einer hiesigen Familie; sie war in ihrer Jugend als wirtschaftliche
Stütze in das elterliche Haus ihres jetzigen Mannes, unseres trefflichen
Wirtes, gekommen und hatte in solchem Verhältnisse dort gelebt, bis der
einzige Sohn so glücklich gewesen war, sie als seine Ehefrau bleibend
festzuhalten. Das Vertrauen, womit des Bräutigams Mutter gleich nach der
Hochzeit der Jüngeren ihren eigenen Platz im Hause einräumte, hat diese
nun schon manches Jahr über das Leben ihrer beiden Schwiegereltern
hinaus gerechtfertigt. Bei ihrem, jetzt den Siebzigern nahen Ehemann
selber begann schon das Greisenalter seine leise Spur zu ziehen; aber wo
ihm eine Kraft versagte, da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen;
wo ihrerseits eine Entsagung nötig oder auch nur erwünscht schien, da
blickte sie nur mit um so freundlicheren Augen auf ihren Mann und blieb
bei ihm allein, wenn andere dem Vergnügen nachgingen. Der alte Herr
selber war nicht von vielen Worten; aber die ruhige Sicherheit einer
gegenseitig bewährten Liebe war in diesem Hause allen fühlbar, und alle
fühlten sich dort wohl. Am heutigen Abend jedoch wollte das gewohnte Gespräch, worin man sich
sonst über Stadt und Landesangelegenheiten mit Behaglichkeit erging,
noch immer nicht in rechten Fluß geraten; denn in einer unserer
Nachbarstädte war früh am Morgen etwas Ausnahmsweises und Entsetzliches,
es war die Hinrichtung eines Raubmörders dort vollzogen worden, und die
Luft schien mit diesem Unterhaltungsstoffe so erfüllt, daß kaum etwas
anderes daneben zur Geltung kommen konnte. Hier war nun überdies noch
ein abergläubischer Unfug im Gefolge der Exekution gewesen; ein
Epileptischer hatte von dem noch rauchenden Blute des Justifizierten
trinken und dann zwischen zwei kräftigen Männern laufen müssen, bis er
plötzlich, von seinen Krämpfen befallen, zu Boden gestürzt war. Dennoch
galt dies Verfahren als ein untrügliches Heilmittel seiner Krankheit.
Und noch zu anderen Kuren und sympathetischen Wundern sollten Haare,
Blut und Fetzen von der Kleidung des Hingerichteten unter die Leute
gekommen sein. An unserem Teetisch erhob sich darüber ein lebhaftes Durcheinanderreden;
alle diese Dinge wurden gleichzeitig als unzulässig und strafbar, als
verabscheuungswürdig und als lächerlich bezeichnet. Nur unsere verehrte,
sonst so teilnehmende Wirtin saß plötzlich so still und in sich
versunken da, daß endlich alle es bemerken mußten. Als wir sie eben darauf ansahen, rief ihre älteste Tochter zu ihr
hinüber: »Mutter, du denkst gewiß an Peter Liekdoorns Finger!« »Ja, ja, Peter Liekdoorn!« sagte nun auch der alte Herr; »das ist eine
Geschichte! Erzähl sie nur, Mutter; deine Gedanken kommen sonst ja doch
nicht davon los; und zu verschweigen ist ja nichts dabei!« »Nein, mein Vater,« sagte die alte Dame; »es ist ja einstens auch genug
davon geredet worden... Continue reading book >>
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