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Im Sonnenschein Novelle By: Theodor Storm (1817-1888) |
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Taschenausgaben 23
Im Sonnenschein Drei Sommergeschichten von Theodor Storm
Dreizehnte Auflage
Verlag von Gebrüder Paetel Berlin
Druck von G. Kreysing in Leipzig
Meiner Mutter zum W e i h n a c h t a b e n d 1854
IM SONNENSCHEIN.
1.
In den höchsten Zweigen des Ahornbaums, der an der Gartenseite des Hauses
stand, trieben die Stare ihr Wesen. Sonst war es still; denn es war
Sommernachmittag zwischen eins und zwei. Aus der Gartentür trat ein junger Reiteroffizier in weißer festtäglicher
Uniform, den kleinen dreieckigen Federhut schief auf den Kopf gedrückt,
und sah nach allen Seiten in die Gänge des Gartens hinab; dann, seinen
Rohrstock zierlich zwischen den Fingern schwingend, horchte er nach einem
offenstehenden Fenster im oberen Stockwerke hinauf, aus dem sich in
kleinen Pausen das Klirren holländischer Kaffeeschälchen und die Stimmen
zweier alten Herren deutlich vernehmen ließen. Der junge Mann lächelte wie
jemand, dem was Liebes widerfahren soll, indem er langsam die kleine
Gartentreppe hinunterstieg. Die Muscheln, mit denen der breite Steig
bestreut war, knirschten an seinen breiten Sporen; bald aber trat er
behutsam auf, als wolle er nicht bemerkt sein. Gleichwohl schien es ihn
nicht zu stören, als ihm aus einem Seitengange ein junger Mann in
bürgerlicher Kleidung mit sauber gepuderter Frisur entgegenkam. Ein
Ausdruck brüderlichen, fast zärtlichen Vertrauens zeigte sich in beider
Antlitz, als sie sich schweigend die Hände reichten. »Der Syndikus ist
droben; die alten Herren sitzen am Tokadilletisch,« sagte der junge
Bürger, indem er eine starke goldene Uhr hervorzog, »Ihr habt zwei volle
Stunden! Geh nur, du kannst rechnen helfen.« Er zeigte bei diesen Worten
den Steig entlang nach einem hölzernen Lusthäuschen, das auf Pfählen über
den unterhalb des Gartens vorüberströmenden Fluß hinausgebaut war. »Ich danke dir, Fritz. Du kommst doch zu uns?« Der Angeredete schüttelte den Kopf. »Wir haben Posttag!« sagte er und ging
dem Hause zu. Der junge Offizier hatte den Hut in die Hand genommen und
ließ, während er den Steig hinabging, die Sonne frei auf seine hohe Stirn
und seine schwarzen ungepuderten Haare scheinen. So hatte er bald den
Schatten des kleinen Pavillons, der gegen Morgen lag, erreicht. Die eine Flügeltür stand offen; er trat vorsichtig auf die Schwelle. Aber
die Jalousien schienen von allen Seiten geschlossen; es war so dämmerig
drinnen, daß seine noch eben des vollen Sonnenlichts gewöhnten Augen erst
nach einer ganzen Weile die jugendliche Gestalt eines Mädchens aufzufassen
vermochten, die inmitten des Zimmers an einem Marmortischchen sitzend,
Zahl um Zahl mit sicherer Hand in einen vor ihr liegenden Folianten
eintrug. Der junge Offizier blickte verhaltenen Atems auf das gepuderte
Köpfchen, das über den Blättern schwebend, wie von dem Zuge der Feder,
harmonisch hin und wieder bewegt wurde. Dann, als einige Zeit
vorübergegangen, zog er seinen Degen eine Hand breit aus der Scheide und
ließ ihn mit einem Stoß zurückfallen, daß es einen leichten Klang gab. Ein
Lächeln trat um den Mund des Mädchens, und die dunkeln Augenwimpern hoben
sich ein Weniges von den Wangen empor; dann aber, als hätte sie sich
besonnen, streifte sie nur den Ärmel der amarantfarbenen Kontusche zurück
und tauchte aufs neue die Feder ein... Continue reading book >>
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