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Ins neue Land By: Gabriele Reuter (1859-1941) |
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Ullstein Bücher Eine Sammlung
zeitgenössischer Romane [Verlagslogo] Ullstein & Co / Berlin Und Wien
INS NEUE LAND VON GABRIELE REUTER [Verlagslogo] Ullstein & Co / Berlin Und Wien Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.
Amerikanisches Copyright 1916 by Ullstein & Co, Berlin.
Die Schwester stand mit dem Arzt auf dem kleinen Flur vor dem
Parterresaal der Verwundetenbaracke. »Wie geht's unserm Finsteren?« fragte der junge Doktor im weißen
Operationsmantel, mit der unpersönlichen Heiterkeit, die Ärzten und
Pflegerinnen im Verkehr untereinander und mit den Patienten zur
Gewohnheit geworden ist. »Wieder etwas Temperatur, der geistige Zustand derselbe, schwere
Depression. Antwortet kaum auf eine teilnehmende Frage. Reden Sie doch
mal mit ihm, Herr Doktor ...« »Ja, das will ich, Schwester ... Sonderbar, gerade den Gebildeten
unter den Verwundeten geht es oft so besonders hart an, sich mit
ihrem Schicksal abzufinden. Man sollte meinen ...« »Sie haben eben die größere Denkfähigkeit, um sich alle
Schwierigkeiten der gehemmten Zukunft deutlich vorzustellen,«
antwortete die Schwester. »Haben Sie mal auf die ausgearbeitete Stirn
unseres Finsteren geachtet?« »Was Ihnen noch alles auffällt bei Ihrer Arbeitslast, Schwester ...
Na, werde mir unsern Mann mal vornehmen.« Der junge Arzt öffnete die Glastür. Aus langen Reihen weißer
Eisenbetten grüßten ihn die Augen von bärtigen und unbärtigen, jungen
und alten Männerköpfen. Feine wie stumpfe, törichte wie kluge
Gesichter wendeten sich ihm erwartungsvoll zu. Sie alle, diese
Krieger, welche ihr Leben rücksichtslos dem Tode entgegengeworfen
hatten, waren nun in qualvollen Tagen und schlaflosen Nächten so mürbe
geworden, daß sie von einem blonden fröhlich blickenden jungen Manne
im weißen Kittel sehnsüchtig irgendeine Linderung ihrer Leiden,
irgendeinen Trost für unerträgliche Pein des Körpers oder der Seele
erwarteten. Der Arzt ging von Bett zu Bett, scherzte, munterte auf, interessierte
sich für einen Skat, der in einer Ecke im Gange war, für eingetroffene
Briefe wie für die Fiebertabellen zu Häupten der Verwundeten und für
ihre Verbände. Einem jungen Bengelchen mit blassem Kindergesicht, der,
aus tiefem Schlaf erwachend, ihn verwirrt anschaute, strich er
zärtlich, wie einem jungen Bruder über den kurzgeschorenen Kopf.
»Weiterschlafen, ruhig weiterschlafen!« Der »Finstere«, von dem die Schwester geredet, war schon ein Mann in
reifen Jahren. Die Stirne kahl und hoch, ein hageres, scharf
ausgeprägtes Gesicht mit großer Hakennase und dunklem Bartgestoppel um
das energische Kinn. Der Stumpf des rechten Armes, von dicken
Verbänden umwunden, hing in einer Schwebevorrichtung. »Damit können wir jetzt aufhören,« sagte der Arzt. Er löste mit Hilfe
der Schwester die Binden und Gehänge. »Es hat keinen Zweck mehr. Die
Heilung schreitet ja gut voran. Die Schmerzen sind wohl erträglicher,
seit wir uns zu dem letzten Schritt entschlossen haben? Was?« Ein bitterer Zug, der ein Lächeln vorstellen sollte, verzog den Mund
des Mannes. Er brummte etwas Unverständliches. »Nun heißt es nur, auch den Allgemeinzustand heben,« fuhr der junge
Arzt fort. »Dazu können Sie selbst ein gutes Teil beitragen, lieber
Herr! Sich keinen Zukunftssorgen hingeben wird schon alles
wieder werden! Der Staat sorgt für seine Verteidiger , na und
einem Manne wie Sie wird es ja nicht schwer werden, wenn's sein muß,
sich in einen andern Beruf einzuarbeiten ... Sie leben doch
werden wieder gesund ... Continue reading book >>
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