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Ohne den Vater Erzählung aus dem Kriege By: Agnes Sapper (1852-1929) |
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Ohne den Vater Erzählung aus dem Kriege von Agnes Sapper
Erstes Kapitel.
Im gemütlichen Wohnzimmer eines Forsthauses in Ostpreußen saß ein
kleiner Familienkreis eng und traulich beisammen: der Förster Stegemann
mit seiner noch ganz jungen, lieblichen Frau, die ihr Kindchen in den
Armen hielt und versuchte, mit zärtlichen Worten und dem Spiel ihrer
Finger dem kleinen Geschöpf das erste Lächeln zu entlocken. Neben ihr
lehnte Gebhard, ein kräftiger, etwa zehnjähriger Junge; er sah nach dem
Schwesterchen, das so wohlig in der Mutter Armen ruhte, und wartete
gespannt, ob es noch einmal gelänge, das Lächeln hervorzuzaubern, das
vorhin wie ein Sonnenstrahl über das Kindergesichtchen gehuscht war. Als
es gelang, sah er die Mutter beglückt an und wandte sich lebhaft an
seinen Vater: "Hast du es diesmal gesehen?" Nein, er hatte es wieder nicht gesehen, weil ihm etwas anderes noch
anziehender war, als das erste Lächeln seines Töchterchens. Er hatte auf
Mutter und Sohn gesehen. Ihn freute, daß diese beiden sich so gut
verstanden. Es war noch nicht lange her, daß er diese junge Frau
heimgeführt hatte, nachdem seine erste Frau, Gebhards Mutter, gestorben
war. Eine lange Reihe stiller Jahre hatte er mit dem Knaben verlebt, den
eine treue Magd schlicht und streng erzog. Innig nah standen sich Vater
und Sohn, ernst und pflichttreu war der Förster, anspruchslos der Junge.
Kräftig wuchs er in der frischen Waldluft heran und machte von seinem
sechsten Lebensjahr an täglich einen stundenlangen Weg, um auf einem
benachbarten Gut an dem Unterricht mit den Knaben des Gutsbesitzers
teilzunehmen. Auf diesem Weg begleitete ihn ein treuer Hund des
Försters, der schon immer sein Spielkamerad gewesen und jetzt sein
Beschützer auf einsamen Waldwegen war. Bei einem Besuch seiner Mutter, die in Süddeutschland lebte, hatte der
Förster das fröhliche, liebevolle Mädchen kennen gelernt, das dann seine
zweite Frau geworden war. Noch immer war's ihm wunderbar und erfreute
ihn in tiefster Seele, daß solch ein neues Familienglück in seinem
Forsthaus erblüht war; und so sah er auch jetzt mit Wonne auf die junge
Frau, ohne daß diese es bemerkte, denn sie war ganz von der Kleinen
hingenommen. Jetzt stund sie auf und legte das Töchterchen sorgsam in den Korbwagen.
"So Jüngferlein," sagte sie, "nach dieser großen Leistung, nachdem du
zweimal gelächelt hast, wirst du herrlich schlafen, draußen am offenen
Fenster!" Sie fuhr sachte den Wagen in das Schlafzimmer. Gebhard wandte sich dem Vater zu. "Es ist so nett, wenn die Mutter
"Jüngferlein" sagt zu einem so kleinen Kind, hörst du das nicht auch so
gern, Vater? Überhaupt ist es jetzt so eine schöne Zeit! So soll's immer
bleiben, wie es jetzt ist!" Stegemanns Gedanken wurden durch diesen Wunsch herausgerissen aus der
friedlichen Umgebung. "Gebhard, du denkst nicht an den Krieg, sonst könntest du nicht von
einer schönen Zeit reden, die bleiben soll." "Aber wir siegen doch, und das gibt dann die allergrößte Freude." "Vorher werden viele Tausende von unsern deutschen Soldaten sterben!" "Viele Tausende?" Gebhard wiederholte sinnend diese Worte und blieb eine
Weile ganz nachdenklich. Dann aber trat er dicht an den Vater heran und
begann mit eifrigen Worten: "Das darf man doch nicht so traurig sagen,
Vater? Die Soldaten ziehen doch gern in die Schlacht und wollen fürs
Vaterland sterben? Wenn ich nur schon älter wäre, und wenn du noch
jünger wärst, dann zögen wir miteinander in den Krieg, du wärst ein
Offizier und ich dein liebster Soldat und wenn du befiehlst:
'Freiwillige vor!' komme ich zu allererst. Aber mit zehn Jahren geht das
noch nicht, und du, Vater, gelt du bist schon zu alt, du hast doch schon
ein wenig graue Haare!" "Die grauen Haare machen nichts; vielleicht komme ich doch noch daran.
Aber sei still, wir wollen damit der Mutter nicht angst machen... Continue reading book >>
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