Anmerkungen zur Transkription: Im Original gesperrt gesetzter Text ist mit _ gekennzeichnet. Im Original kursiv gesetzter Text ist mit + gekennzeichnet. Im Original gesperrt und kursiv gesetzter Text ist mit = gekennzeichnet. Detaillierte Hinweise zu gegenüber dem Original vorgenommenen Änderungen finden sich am Ende des Textes. HANS BETHGE ARABISCHE NÄCHTE [Illustration] LEIPZIG * IM INSELVERLAG MCMXX ARABISCHE NÄCHTE NACHDICHTUNGEN ARABISCHER LYRIK WILLI GEIGER GEWIDMET ANORDNUNG VOR DEM ISLAM: HATIM IBN ABDALLAH Gastfreundlich und stolz 3 AMR IL KAÏS (etwa 500-540 n. Chr. Geb.) Der Verführer 4 Hymne 5 IL SAMAUAL IBN ADYA (6. Jahrhundert) Stammesstolz 9 AMR IBN KULTHUM (6. Jahrhundert) Lob des Weines 11 Frage 13 Wenn sie allein ist 14 UNBEKANNTER DICHTER Treue Liebe 16 SEIT DEM ISLAM: UNBEKANNTER DICHTER Immer zugegen 17 KALIF YAZID IBN MOAUJA (gestorben 683) Die roten Fingernägel 18 Der Beneidete 19 Der Schatten als Kundschafter 21 Wahnsinn oder Liebe? 22 Tötende Liebe 24 Die Vernichterin 25 UNBEKANNTER DICHTER Die Vorwürfe 27 KAÏS IBN IL MULLAUACH (7. Jahrhundert) Leïla 28 KUTHAIJIR (gestorben 723) Verlassen 31 ABBAS IBN IL ACHNAF (8. Jahrhundert) Die Unerbittliche 32 HARUN AL RASCHID (763-803) Die Macht der Liebe 35 ABU NUWAS (762-810) Ihr Gang ist wogend 36 Die Spröde 38 Liebe im Traum 39 Im Rausch 40 MOSLIM IBN IL WALID IL ANSSARI (8. Jahrh.) Liebestrunken 41 Leidenschaft 43 Trübe Gedanken 44 UNBEKANNTER DICHTER Tränen 45 MUDRIK IL SCHAÏBANY Die Geizige 46 IBN IL RUMI (gestorben 896) Umarmung 47 IBN IL MOATTAS (9. Jahrhundert) Die Siegerin 48 SCHULE DES IBN IL MOATTAS Nacht und Morgenröte 49 KUSCHAGIN (10. Jahrhundert) Verpfändet 50 URAK IL HUTAÏL Frage und Antwort 51 UNBEKANNTER DICHTER Verzehrende Liebe 52 ABU FIRAS (gestorben 968) Wünsche 53 UNBEKANNTER DICHTER Aufforderung 54 Kummer 55 Im Zweifel 56 Frage und Antwort 57 Auf eine Rose 58 IBN IL KHAYAT IL DEMISCHKI (10. Jahrh.) Auf der Schwelle 59 IBN KALAKIS (12. Jahrhundert) Geheime Liebe 61 UNBEKANNTER DICHTER Wogen 62 ABU ABD IL RAHMAN ELAÏTAM ELKUFI An ein Schwert 63 AUS TAUSEND UND EINE NACHT Nahmas Porträt 65 Auf Nahmas Schönheit 67 Bei Nahmas Abreise 68 Auf ein Grab 69 An eine Sängerin 70 Der Strom der Liebe 71 Fragen eines Liebenden 72 An einen berühmten Gast 74 IL HAGYRI (13. Jahrhundert) Liebeshymne 75 UNBEKANNTER DICHTER Wasser und Feuer 77 IBN IL FARID (1181-1234) Selige Nacht 78 SCHULE DES IBN IL FARID Tränen 79 Seltsamer Wunsch 80 NUBATA (14. Jahrhundert) Ein Wunder 81 UNBEKANNTER DICHTER Auf einen Apfel 82 Weisheit 83 Der Liebesbrief 84 Der Liebende und die Fackel 85 ACHMED BEN MOHAMMED MOKRI Sehnsucht nach Damaskus 86 Auf einen Garten 88 IBN HOGGIAT (gestorben 1433) Der verliebte Dichter 89 SOYUTI (um 1490) Frühling 91 Erinnerung 92 An den Zephir 93 Der Bach und der Baum 94 SABBAGH Auf ein Pferd 95 IBN IL SCHAAB (18. Jahrhundert) Feuer und Rauch 96 MAHMUD PASCHA SAMY IL BARUDY (19. Jrh.) An die Abwesende 97 ISMAÏL PASCHA SABRY Liebesgebet 99 ACHMED BEY SCHAWKY Wenn du erscheinst 101 UNBEKANNTER DICHTER Liebeslied 102 GELEITWORT 103 GASTFREUNDLICH UND STOLZ HATIM IBN ABDALLAH Ich bin Abdallahs Kind, der Sproß des Mannes, Der strahlend ritt auf einem roten Pferd. Wenn du das Mahl bereitet hast, so hole Den Gast herein, daß er sich auch erlabe, -- Sei es ein später Wandrer, seis ein Nachbar, Ich will nicht, daß man Übles von mir spricht. Ich bin der Knecht des Gastes, der mich aufsucht; Sonst aber hab ich wahrlich nichts von Knechtes Art! DER VERFÜHRER AMR IL KAÏS Wie viele Frauen habe ich verführt! Zuweilen waren säugende darunter Und solche, die ein Kind erwarteten. Und wieder andre, die bedenkenlos Ihr Kindchen, das ein Jahr alt war, alleine Sich überließen, um an meinem Halse Berauschten Sinns zu hängen. Und wenn dann Das Kind in seiner Angst zu weinen anhub, So wendete die junge Mutter sich Mit ihres schönen Körpers oberer Hälfte Wohl nach ihm hin. Das andre ihres Körpers Blieb bei mir, bei mir, ohne sich zu rühren! HYMNE AMR IL KAÏS Durchbrochen hab ich ihrer Wächter Schar Und die Verwandten, welche alle wünschten, Mich mit dem Dolche meuchlings umzubringen. Am Firmamente standen die Plejaden Und funkelten, so wie die Edelsteine An den Gewändern schöner Frauen glühn. Ich kam und sah: Bei einem Vorhang legte Sie ihre Kleider ab, um dann zu schlafen; Nur einen Schleier noch behielt sie an. Sie sprach zu mir: Ich schwöre, daß du heute Mich nicht umarmen sollst. Wirst du denn niemals Den Weg zurück zur frommen Tugend finden? Und dennoch schritt sie mit mir in die Nacht. Wir ließen hinter uns ein Tuch hinschleifen, Um auszulöschen unsrer Schritte Spur. Als wir dem Dorf genügend ferne waren, Wandte sie ihre Schritte einem Tale, Das ganz mit weißem Sand erfüllt war, zu. Da neigte meine Liebste sich zu mir Und schmiegte ihren Kopf an meine Brust, Und ihres Körpers Schlankheit fühlte ich. Vollendet schön sind ihre jungen Schenkel, Ihr Leib ist weiß und klein, und ihre Brust Strahlt wie das blanke Glänzen eines Spiegels. Sie wendet sich: und reizend starrt ihr Busen. Ihr Blick ist scheu; so blickt wohl die Gazelle, Die sorgenvoll ihr Junges überwacht. Auch ihre Brust ist von Gazellenart, Nur daß die sanfte Brust meiner Geliebten Durch Edelsteine noch verschönert wird. Nachtschwarz sind ihre Haare, und sie fluten Auf ihren Rücken, üppig wie die Dolden Der Dattelfrüchte an den Palmenkronen. Und dieses Haar ist lockig; in den Flechten, Den aufgerollten und den wallenden, Verschwinden ihre Kämme ganz und gar. In sanfter Rundung prangen ihre Hüften, Die zierlichen. Und ihre feinen Beine Sind schlank wie Binsen, die im Wasser stehn. Am späten Morgen steht sie auf. Ein Duft, So wundervoll, als stamm er von Muskat, Umweht ihr Lager. Sie erhebt sich spät, Weil kein Geschäft sie, keine Arbeit zu Besorgen hat. Die Finger ihrer Hände Sind zart und rosig, kleinen Blüten gleich. Ihr Teint besitzt die Farbe eines Eis, Gelegt von einer jungen Straußin, die Nur immer silberklares Wasser trank. Ihr Teint ist ambrafarben. Er durchschimmert Die Nacht wie eine Fackel, die ein frommer Einsiedler in der Finsternis erhebt. Der Weise auch muß ihr Bewundrung zollen, Wenn sie daherkommt, zwei Begleiterinnen Zu Seiten, die sie völlig überstrahlt. Oft heilt die Zeit den Wahnsinn der Verliebten, Doch niemals wird mein Herz die Leidenschaft Preisgeben, die ihm Licht und Nahrung ist. Wie oft schon haben Freunde mich bestürmt, Ich solle sie verlassen, die ich liebe. Taub bleib ich solchem Ratschlag immerdar. Wie viele Nächte, die mir endlos schienen, Gleich dem gedehnten Wogengang des Meeres, Sind mir mit dunkeln Sorgen schon genaht. Einst sprach ich zu der Nacht, von der ich meinte, Daß sie zur Hälfte schon verflossen sei, Die aber immer schrecklicher sich dehnte: O Nacht, so sprach ich, lange Nacht, entflieh Und mache endlich Platz dem jungen Tag, Wenn ich auch weiß, daß aller Tagesglanz Die Unruh meines Herzens nicht verscheucht, Wenn ich auch ewig, ewig leiden muß, So wie das Licht der Sterne ewig scheint. So steht's mit mir, zu sehr Geliebte du! STAMMESSTOLZ IL SAMAUAL IBN ADYA Ein unbezwingbar ragendes Gebirg Nimmt alle die in seinen Schatten auf, Die unserm Schutz sich willig anvertraun. Uns ist der Tod nichts Schreckliches. Gewiß, Die Stämme von Amer und Sabul fürchten Sich sehr vor ihm. Wir aber lieben ihn! Da wir ihn lieben, fliegt das Leben uns Gar schnell dahin. Langatmig ist das Leben Der andern, die voll Angst sind vor dem Tod. Niemals starb einer von den Unsern noch Auf seiner Ruhstatt. Freilich, es vergeht Kein Tag, an dem nicht einer von uns stirbt. Des Degens Schneide ist der schmale Weg, Drauf unsre Seelen in das Ewige wandern, Sie kennen eine andre Straße nicht. Wahrlich, wir sind dem Regen zu vergleichen, Der stets willkommen ist, wenn er sich naht; Keiner von uns denkt an sein eigenes Heil. Man glaubt uns, wenn wir andere der Lüge Bezichtigen. Doch wird es niemand wagen, Zu zweifeln an der Wahrheit unseres Worts. Wenn einer unsrer Helden stirbt, so ist er Sofort ersetzt durch einen andern Helden, Des hoher Sinn ganz unantastbar ist. Das Feuer, das wir an den Abenden Entzünden, um den Wanderern zu zeigen, Wo ihnen Schutz winkt, ist noch nie erloschen, Ohn daß ein Gast sich unserm Stamm genaht, Um Ruhe zu erbitten. Niemals noch Hat sich ein Gastfreund über uns beklagt. Ruhm hat an unsre Waffen sich geheftet In Ost und West. Wir haben unsre Klingen Erprobt beim Spalten helmbewehrter Köpfe. Noch keiner von den Unsern zog jemals Sein Schwert und schob zurück es in die Scheide, Ohn daß ein Leben ihm zum Opfer fiel. LOB DES WEINES AMR IBN KULTHUM Erhebe dich! Nimm deinen Krug und gieße Uns ein den süßen Wein von El Andar, Denn eine holdre Labe gibt es nicht. Gieß ein uns dieses köstliche Getränk, Des Farbe goldig schimmert, so als hätten Sich safranfarbene Blüten drin entfärbt. Gieß ein uns diesen Trank, der alle Sorgen Verjagt und der die Traurigkeit erstickt Und unsrer Seele edeln Mut verleiht. Gieß ein uns diesen Trank, der die Verachtung Der irdischen Güter in dem Geizhals weckt! Um-Amr, du hast nicht wohl an mir getan: Du hast den Kelch, als er nach rechts hin kreisen Gesollt, von mir entfernt. Das war nicht gut. Wert bin ich dieses Trankes so wie du. Wie viele Becher hab ich einst geleert In Baalbek und Damaskus! Lustig, Brüder! Denn eines Tages kommt der Tod zu uns. Wir alle sind geschaffen für den Tod. Der Tod ist für uns all geschaffen. Auf! Genießen wir die Zeit, solang sie blüht! FRAGE AMR IBN KULTHUM Bleib. Geh noch nicht hinweg. Laß mich dir sagen, Welch wilde Leiden ich um dich ertrug. Ich möchte wissen, ob auch du um mich Gelitten hast. Bleib noch und gib mir Antwort, Ob du das Band der Treue schon zerrissest, Das dich mit einem Mann verband, der nie, Auch in Gedanken nie, dir untreu war. Was hast du während dieses Tags getan, Da Waffenlärm erklang und da der Sieg Die Deinen krönte? -- O bedenke wohl, Daß morgen und die kommenden Tage voll Geheimnisvoller Zukunft sind, die heute Noch keines Menschen Aug enträtseln kann. WENN SIE ALLEIN IST AMR IBN KULTHUM Wenn sie allein ist, wenn sie nicht die Blicke Feindlicher Menschen zu befürchten hat, Dann läßt sie unbekleidet ihre Arme, Die wohl den Gliedern eines weiblichen Kameles gleichen, das noch nie gebar. Und auch ihr Busen ist dann unverhüllt, Der zwei aus Elfenbein gemachten Bechern, Die noch kein Mensch jemals berührte, gleicht. Ihr Leib ist lang und schön geschweift. Die Hüften Sind schwer von ihres üppigen Fleisches Fülle, Sie geht verführerisch, -- die Türen scheinen Zu schmal für sie, und ich bin toll nach ihr. So weiß sind ihre Lenden, daß sie Säulen Aus Marmor gleichen oder Elfenbein, Und wenn sie schreitet, klirren ihre Spangen. Bin ich von ihr entfernt, erfaßt mich Sehnen, Wie ein betrognes Tier, dem man sein Junges Genommen hat und das nun klagt nach ihm. Von ihr entfernt, bin ich voll Schmerz und Jammer, Wie eine Mutter voller Jammer ist, Die ihre Kinder durch den Tod verlor. TREUE LIEBE UNBEKANNTER DICHTER Ein treues Liebespaar hat Kummer nur Um Eines: Trennung. Eng vereint zu leben, Wird einem solchen Paare nie zu viel. Wo ihnen nur ein kleines, feines Wölkchen Der Lust sich zeigt, da weilen sie so gerne. Dem Ruf der Liebe folgen sie entzückt. Was andre Leute reden, achten sie Nicht im geringsten. Nur die eignen Worte Sind ihnen wertvoll und von süßem Klang. IMMER ZUGEGEN UNBEKANNTER DICHTER Dein Bildnis strahlt in meinen Augen, Dein Name lebt in meinem Mund, Du selber wohnst in meinem Herzen, -- Wie wär es möglich, o Geliebte, Daß du dich je vor mir verbirgst? DIE ROTEN FINGERNÄGEL KALIF YAZID IBN MOAUJA Als ich ihr dann begegnete, da sah ich, Daß ihre Fingernägel purpurrot Von Farbe waren; und ich sprach zu ihr: »Du Böse färbst dir deine Nägel rot Und machst dich schön, wenn ich nicht bei dir weile?« Darauf entgegnete sie ernst und still: »Die Eitelkeit ist meinem Herzen fremd. Du Schlimmer schiebst mir eine Absicht zu, Die ich nicht kenne. Hör die Wahrheit an: Du, meine einzige Stütze und mein Halt, Du bliebst so grausam lange fern von mir, Daß blutige Tränen meinem Aug entströmten. Mit diesen Händen hab ich meine armen Augen getrocknet. Weißt du nun, woher Das blutige Rot an meinen Nägeln stammt?« DER BENEIDETE KALIF YAZID IBN MOAUJA Sie hat geforscht, wie es mir gehe. Da Hat man zu ihr gesagt: »Es ist vorbei, Er ist hinüber -- und durch deine Schuld.« An einer feinen Geste ihrer Hände Erkannte man ihr Mitleid. Tränen stürzten Aus ihren Lidern vor, die zart wie Kelche Der Lilien sind, und glitten auf die Wangen, Die Rosen gleichen, nieder, und sie biß Die Lippen sich, die so wie Kirschen leuchten, Mit ihrer Zähne perlenhaftem Schimmer. Und darauf sprach sie dies: »Groß ist mein Schmerz Um ihn fürwahr; niemals hat eine Schwester Das Unglück ihres Bruders so beweint, Niemals hat eine Mutter so gejammert Des Sohnes wegen, wie ich heute tu.« Und darauf eilte sie, mich zu besuchen, Und überhäufte mich mit Freundlichkeiten, Und meine Seele lebte wieder auf Und schenkte auch dem Körper wieder Leben; Und viele gab es, die mich um den Tod Beneideten, aus dem ich neu erstand. Ja, viele Männer wünschten, so wie ich Dahinzusiechen, um von _ihren_ Händen Erweckt zu werden in das Reich des Lichts. Seltsam: um alles Gute, alles Böse, Was mir von ihr wird, muß ich Eifersucht Und Neid erfahren, -- um den Tod sogar. DER SCHATTEN ALS KUNDSCHAFTER KALIF YAZID IBN MOAUJA Ihr Schatten ist zu mir gekommen, Um mich im Traume zu besuchen, Dann kehrte er zu ihr zurück. Sie sprach zu ihm: Sag mir, in welcher Verfassung du ihn angetroffen, -- Und lautre Wahrheit künde mir! Da sprach der Schatten: Wenn dein Freund Vor Durst verginge und er wüßte, Daß dies dein Wille sei, -- er würde Nicht einen Tropfen zu sich nehmen, Und wenn man ihm verlockend böte Den wundervollsten Labetrunk. WAHNSINN ODER LIEBE? KALIF YAZID IBN MOAUJA Fällt Nacht auf mich hernieder, oder fühl ich Das Fluten deines schwarzen Haares? Ist es Der Mond, der scheint, oder dein süßes Antlitz? Seh ich ein Blatt der lieblichen Narzisse Oder dein Augenlid? Seh ich das Leuchten Von Hagelkörnern oder deine Zähne? Erheben sich auf deiner Brust zwei Hügel Von Elfenbein, -- oder erblickt mein Auge Die Fülle deines Busens? Ist es Flugsand, Was unter deiner Kleidung sich bewegt, Oder das Schwellen deiner jungen Hüften? Wenn du erkennen könntest, wie ich leide Um deinetwillen, Schrecken würde dich Erfassen, und du würdest staunend fragen: »Erfüllt ihn Wahnsinn oder Liebesglut?« Wenn jemand, der in deiner Nähe war, Sich mir gesellt, so atm' ich mit Entzücken Den feinen Duft auf, der mich an Muskat Gemahnt und den er mit sich führt von dir Als wie ein Grüßen. Und mit flehender Stimme Sprech ich zu ihm, der mich so glücklich macht: »Du hast die Liebesglut in mir vermehrt, Vermehre jetzt die Worte deines Mundes Und sprich mir lange, lange, lang von ihr!« TÖTENDE LIEBE KALIF YAZID IBN MOAUJA Ich habe auf den Knien um ihre Liebe Sie angebettelt. Darauf sagte sie: Weißt du denn nicht, daß alle, die im Traume Mich zu besitzen meinen, beim Erwachen Verzweifelt sterben, weil sie nun erkennen, Daß sie mich _nicht_ besitzen? Ach, zu viele Sind hingesiecht, aus Leidenschaft zu mir, Bis in den Tod. Die andern, die nicht wagten Mir ihres Herzens Qualen zu gestehen, Sind fortgereist und kehrten nie zurück ... Und ich entgegnete: Ich bitte Gott Um Nachsicht für die Glut, die in mir lodert, Und werde standhaft und voll Mut beharren Bei meiner Liebe, die dich ganz umschlingt. Und dann verließ sie mich. Und ich stand da Wie ausgedorrt, ein abgestorbener Baum. DIE VERNICHTERIN KALIF YAZID IBN MOAUJA Auf ihren Armen, ihren schönen Händen Sind Zeichen tätowiert gleich dünnen Zügen Von Ameisen, die ihrem Volk entfliehn. Man könnte ihre Haut mit einem Rasen Vergleichen, darauf eine kühle Wolke Die Körner feinen Hagels sinken ließ. Sie hat gewiß gefürchtet, daß die Pfeile Aus ihren Augen ihre eignen Hände Verletzen könnten, -- darum zog sie vor, Mit einem Küraß sonderbarer Zeichen Die Haut zu schirmen. Ach, die Böse hat Die flachen Hände gegen mich erhoben, Als wollte sie das Herz aus meiner Brust Fortreißen, und die Pfeile ihrer Augen Vernichten mich, ohn daß ich fliehen kann. Die Locke, die auf ihrer Schläfe liegt, Ist ein Skorpion, der seinen giftigen Stachel Gegen mein banges Herz gerichtet hält. Ihr Auge scheint geschlossen, doch es wacht. Der Bogen ihrer Augenbrauen nimmt Mich ganz gefangen. Ihre Wangen schimmern Gleich roten Rosen. Könntet ihr die Brust Der Wundervollen sehn: ihr würdet meinen, Zwei Früchte des Granatbaums zu erblicken. Sehr aufrecht ruht ihr Leib auf edeln Hüften Und wiegt sich rhythmisch. Wenn die Sonne sie Im bloßen Schmucke ihrer Nacktheit sähe: Sie würde fürder nicht zu scheinen wagen, Weil sie erkennen würde, daß sie nimmer Mit solcher Schönheit Glanz sich messen kann. DIE VORWÜRFE UNBEKANNTER DICHTER Ich habe mich bei ihr beklagt. Sie sprach: »Da meine Liebe dich zu Klagen hinreißt, So möge Gott von dieser Liebeslast Dich bald befreien!« Hierauf schwieg ich, und Sie sprach: »Du hast zu viel Geduld mit mir. Verliebte sind doch sonst nicht so geduldig?« Ich näherte mich ihr, -- sie wollte mich Nicht hören; darauf bin ich weit hinweg Gegangen, um sie ja nicht zu erzürnen, -- Nun tadelte sie, daß ich lieblos sei. Sie wird gereizt durch die geringsten Klagen, Und rührende Geduld ermüdet sie. Wer sagt mir einen Ausweg aus dem Wirrwarr? Wenn jemand einen guten Rat mir weiß, Will ich den Segen Allahs ihm erflehn. LEÏLA KAÏS IBN IL MULLAUACH Ich denke unaufhörlich Leïlas Und der verrauschten Jahre. Liebe Freunde, Warum beweint ihr meinen Jammer nicht? Ich möchte Freunde haben, welche weinen, Wenn ich in Tränen bin! Hat Gott die Macht, Zwei Herzen zu vereinen, wenn die Hoffnung, Sie zu vereinen, schon in Asche sank? Von Allahs Fluch getroffen seien jene, Die meinen, daß die Zeit mir Lindrung bringt! Für ewig hängt mein Sinn an Leïla; Ich sehe sie im Geist, wie sie des Abends Die väterlichen Schafe heimwärts treibt. Gott schenkte einem andern Leïla. Mich machte er verrückt nach Leïla, -- Konnt er mir denn nichts Besseres verleihn? Hat man mir nicht gesagt, daß sie im Sommer Nach Tima käme? Hingeschwunden sind Des Sommers Monde, -- warum kam sie nicht? Weh! meine Liebe ist gespannt gleich wie Die Sehne eines Bogens. Eines Tages Zerreißt die Sehne, maßlos überreizt. O immer wieder, wenn der Morgenstern Sich mit dem Frührot aus der Nacht erhebt, Flammt meine Leidenschaft gewaltig auf. Wenn ich mich rüste zum Gebet, so neige Ich mich nach jener Richtung hin, wo du Verweilst, o Strahlende. Die heiligen Gesetze wollen, daß ich mich nach andrer Richtung verneige; doch das tu ich nicht. Ich liebe sehr den Namen Leïla, Ich liebe alle Namen, die ihm gleichen, Und wertlos scheint dies Leben mir, denn sie, Die ich ersehne, ward des andern Weib. Ich lebe, um an Leïla zu leiden, Ich muß, wenn ich die Ebene durchreite, Meines Kameles Sattel wohl beachten: Er ist bestrebt, nach rechts hin sich zu neigen, Wenn du dich rechts befindest. Und er hängt Nach links hinüber, wenn du linkswärts weilst. Wenn ich vom Schlaf gemieden werde, flehe Ich Allah an, daß er mir Schlaf verleihe, Damit dein Bild in meinem Traum ersteht. Der Reiz, der von dir ausgeht, ist ein Zauber. Obwohl es alte Zauberformeln gibt, Die schützen gegen überirdische Kräfte, -- Nie würd ich wagen, nur den kleinsten Vers Zu sprechen, um zu bannen deine Macht, -- Ich will dein Sklave sein bis in den Tod. O Freunde, wenn ihr keine Mittel wißt, Mich in Besitz von Leïla zu setzen, So bitt ich euch: schafft meinen Sarg herbei, Bereitet mir das Leichentuch und betet Zu Allah, daß er gnädig sei dem Manne, Des Herz gebrochen ward durch Leïla. VERLASSEN KUTHAIJIR Du hast in deine Arme mich gelockt Mit Worten, so beredt, daß scheue Gemsen Aus Felsenhöhn herabgestiegen wären. Dann, als du meiner Herr geworden warst, Gingst du hinweg. Nun ist mein Herz voll Gram, Und alle Lust schwand in die tiefste Nacht. DIE UNERBITTLICHE ABBAS IBN IL ACHNAF Sie ließ mir sagen, daß sie krank sei. Ich Ging dennoch zu ihr, und ich fand sie lächelnd Und ganz gesund vor, -- sie war niemals krank. Doch krank, unheilbar krank, ist ihr Besucher. Wenn alle Herzen hart wie ihres wären, -- Kein Vater wär besorgt mehr um sein Kind. Sie schrieb, ich solle jetzt nicht zu ihr kommen, Da ließ ich sie allein, daß sie erführe Die Bitternis der Einsamkeit. Doch, ach, Was kümmert sie's, wenn Menschen, die sich nach Ihr sehnen, auf der Schwelle ihrer Wohnung Daliegen, zu erfahren, wie's ihr geht? Wenn dies ein Fehler ist, daß ich von neuem Dich zu besuchen komme, -- o so wisse, Daß ich noch vieler Fehler fähig bin. Bekannte haben, da ich deinen Namen Aussprach, zu mir gesagt: Sie ist es, sie, Die dich so traurig macht und derentwillen Du Dinge treibst, die dir nicht ziemen. Ich Hab alles abgeleugnet und gelacht, Um meiner Freunde Argwohn zu zerstreun. Die Frauen sind voll Neid auf deine Schönheit, Die lieblichsten Gesichter stehen alle Dem Reize deines Angesichtes nach. Dein Leib ist wie ein schmächtiger Zweig, daran Zwei blanke Äpfel des Granatbaums hangen, Die engsten Gürtel sind für dich zu weit. Wenn Dunkelheit des Abends niedersteigt, Um mich zu quälen, wendet sich mein Herz Zu dir, die mir des Schlafes Süße raubt. Du bist die Quelle aller meiner Leiden Von heut und ewig. Du hast meinen Augen Schlaflosigkeit, die schreckliche, verliehn. Wie lange werd ich weinen, während du Nur immer lachst? Ich nahe dir in Demut, Doch du entfernst dich, -- denn du hassest mich. Wie lange noch wird meine arme Seele Verharren in dem Banne deines Zaubers? Wie lange werd ich singen meine Qual? Die Mißgeschicke kommen und entschwinden, -- Die Leidenschaft zu dir wächst immer tiefer In mich hinein und wurzelt wie ein Baum. Ich bin ein Jäger, der die herrlichste Gazelle jagt: und die Gazelle tötet Den Jäger durch die Holdheit ihres Seins. DIE MACHT DER LIEBE HARUN AL RASCHID Drei holde Wesen lenken mich, nachdem sie Die Zügel an sich rissen. Allen Raum In meinem Herzen haben sie besetzt. Ein ganzes Volk gehorcht mir. Wie ist's möglich, Daß jene drei sich mir nicht beugen wollen Und daß ich selber ihnen dienstbar bin? Ich seh es ein: die Macht der Liebe ist Gewaltiger als alle andre Herrschaft, Selbst als die Macht auf einem Königsthron. IHR GANG IST WOGEND ABU NUWAS Ihr Gang ist wogend, ihre Haare liegen Wie Wellen um die Stirn. Mein Herz ist wüst, -- Es läßt nicht ab von der, die mich verachtet. Sie schreibt mir Missetaten zu, die ich Niemals beging; ihr Zorn flammt gegen mich, Und, ach, mir täte ihre Gunst so not! Gewährt sie mir ein Stelldichein, so wart ich Umsonst auf sie. Nun nehme ich mir vor, Das nächstemal ihr unwirsch zu begegnen. Doch seh ich sie dann wieder, stolz und schön, So flieht mein zorniger Vorsatz ganz dahin, Im Anblick ihrer königlichen Haltung. Ja, wogend ist ihr Gang. Kein andres Wesen Hat diesen wogend-wundervollen Schritt Wie sie, der all mein Träumen angehört. Wer sie betrachtet, dessen Augen werden Geblendet. Ihrem Angesichte ward Der Strahlenglanz der Sonne nachgebildet. Die reinste Schönheit geht verlockend aus Von ihrem Angesicht. Der schönste Duft Hat sein Arom von ihrer Haut geliehn. Und wenn der frömmste Scheich an ihrer Seite Verweilte, -- alle Frömmigkeit bewahrte Ihn vor Versuchung seines Herzens nicht. DIE SPRÖDE ABU NUWAS Sie war so schön an jenem Abend und So heitern Augs. In kühnem Spiele ließ Ich ihren Mantel mählich niedergleiten, Den strahlenden, -- und auch ihr Rock sank hin. Und da die Nacht nun ihre dichten Schatten Gleich einem schweren Vorhang niederließ, Begann ich keck zu werden. Aber sie Entzog sich mir und sagte nur: »Auf morgen!« Am andern Tag, zu festgesetzter Stunde, Traf ich sie wieder und gemahnte sie An ihr Versprechen. Sie erwiderte: »Die dunkeln Worte, die bei Nacht man spricht, Verlieren ihren Sinn am hellen Tag!« Und lächelte und sagte: »Hab Geduld!« LIEBE IM TRAUM ABU NUWAS Im Traume hab ich neulich es erlebt, Daß unsre Schatten sich zusammenfanden Und unsre Liebe ganz die alte war. Warum, Geliebte, bleiben unsre Körper Im Zorn getrennt, indessen unsre Schatten So selig sind, wie wir schon längst nicht mehr? Wär es nicht billig, daß im wahren Leben Du auch so gütig mir entgegenkämest, Wie du's im Leben meiner Träume tust? O Qual! wir sind zwei Liebende, die nur Sich lieben, wenn sie träumen; doch im Wachen Sind sie voll grimmen Zornes zueinander. Man soll sich hüten vor den Luftgebilden Der Träume; doch mitunter, das ist wahr, Sind sie auch weiser, als wir Menschen sind. IM RAUSCH ABU NUWAS Sie schien mir sorgenvoll. Ich wollte sie Umarmen, voller List. Da rannen Tränen Aus ihren Augen, heiß, über die Rosen Der jungen Wangen. Eine Schale hob ich Ihr da entgegen, und sie trank sie leer, Und in ihr Paradies nun stürmt ich ein ... O furchtbar, wenn sie aus den tiefen Wogen Des Rausches, der sie noch umfangen hält, Erwachen wird! Der Gram wird sie verzehren, Und in Verzweiflung und voll Haß wird sie Mich niederstechen mit dem schärfsten Schwerte Ihrer entsetzlichen Verlassenheit. LIEBESTRUNKEN MOSLIM IBN IL WALID IL ANSSARI Schon Blicke können Liebe sein, gewiß. Jedoch der Liebe wundervollstes Wesen Verrät sich anders noch als nur in Blicken! Mein Aug hat dich verfolgt, allüberall; Da fühltest du, daß ich dich liebte, und Du gabst auch _deine_ Liebe selig her. Und die Gedanken, die in unsern Seelen Nunmehr erstehn, bereiten uns Verwirrung, -- Und wenn sich unsre Augen treffen, fühlen Wir ein gefährlich Glühn in unsrer Brust. Einst kannt ich nur die Trunkenheit, die uns Der ausgepreßten Trauben Saft verleiht: Heut hat das goldne Glänzen mich berauscht, Das in den Augen meiner Liebsten sprüht, Und meine Seele ist ihm ganz verfallen. Ich war bei ihr! Und meine Blicke haben Sie eingehüllt, ganz dicht, und holde Sünden Beging sie durch die ganze Nacht hindurch, Davon ich schweige. Und die ganze Nacht Ließ ich die lieben Sünden mir gefallen, -- Nie hab ich Sünden so mit Lust verziehn! LEIDENSCHAFT MOSLIM IBN IL WALID IL ANSSARI »Verbirg doch deine Leidenschaft,« sagt man Zu mir, »laß sie nicht alle Welt durchschaun!« Wie aber könnt ich diesen Rat befolgen, Da mich mein Blick verrät? Und warum sollt ich Mich ungerecht gegen mein Herz verhalten, Dem fremd ist alle Ungerechtigkeit? Nein, ungerecht ist jene, die ich liebe. Sie klagt, daß ich zuviel von meiner Liebe Gesprochen habe, -- aber das, was ich Verschwiegen habe, ist ja noch viel mehr! O wüßtet ihr, was ich an Leidenschaft Verschwiegen habe, -- Schrecken faßte euch! TRÜBE GEDANKEN MOSLIM IBN IL WALID IL ANSSARI Geliebte, wenn ich dich verlieren sollte, So werd ich fortziehn in die Einsamkeit, Um völlig zu erlöschen. In die Erde Werd ich ein Bild einzeichnen, das dir gleicht, Und werde es mit meinen Tränen netzen Und will es bitten, mich zu trösten in Der Einsamkeit, in der du mich gelassen. Ich habe dich geliebt, im Übermaß. Wenn dieses Sünde ist, so bitt ich Gott: Er soll mir meine Sünde nicht verzeihn. TRÄNEN UNBEKANNTER DICHTER Wir lagen beieinander, und sie sah, Wie Tränen, kleinen Perlen gleich, mir aus Den Augen rannen, und sie sprach zu mir: »Freund, ich verstehe, daß dir Tränen kommen, Wenn wir uns fern sind. Aber sage mir, Warum du jetzt weinst?« Ich entgegnete: »Wenn wir uns fern sind, wein ich vor Verlangen, Bei dir zu sein; doch wenn ich bei dir bin, So kommen Tränen mir bei dem Gedanken, Daß wir uns trennen müssen.« Mitleidvoll Sah sie mich lange an und trocknete Die Tränen mir mit liebevoller Hand. DIE GEIZIGE MUDRIK IL SCHAÏBANY Die eiteln Worte und die trügerischen Versprechungen, die mir die reizende Gazelle mit den hübschen Augen macht, Sind all mein Glück. Verlassen hab ich jene, Die mir freigebig ihre Gunst erwiesen, Und liebe diese, die mir nichts gewährt! Die allzu aufmerksame Art der Frauen, Die ich nicht liebe, ist mir widerwärtig; Jedoch das ganz zurückgezogene Wesen Der Schönen, der mein Herz gehört, bedeutet Mir alle Lust und alle Seligkeit. Tadelt die Spröde, die ich liebe, nicht Ob ihrer Sparsamkeit in ihrer Gunst! Ich mag es gern, wenn die Geliebte geizig Auf solche Weise ist. Ein solcher Geiz Erhöht die Schönheit noch der schönsten Frau. UMARMUNG IBN IL RUMI Voll Leidenschaft umarm ich die Geliebte, -- Doch meine Seele bebt und ist bedrückt. Ist es denn wirklich wahr, daß die Umarmung Die Menschen näher zueinander führt? Ich küsse ihren Mund, um meine Liebe Zu sänftigen, -- doch meine Liebe lodert Nur immer mächtiger auf, -- ich glaube wohl, Daß sich mein Herz erst dann zufrieden gibt, Wenn unsre beiden Seelen ganz und gar Zusammenströmen, um sich nie zu trennen. DIE SIEGERIN IBN IL MOATTAS Nicht mehr zu lieben, hatte ich beschlossen, -- Doch sie hat mich bezwungen. Ohne mir Die Stunde ihrer Ankunft mitzuteilen, Trat sie zu mir, gar strahlend ausgerüstet Mit ihrer Schönheit ganzem Waffenschmuck. Sie zu besitzen, das ist goldnes Leben, Sie zu verlieren, das ist dunkler Tod. Pfeil, Bogen und ein Schwert sieht man vereint In ihrem Blick. Gleich einer Oriflamme Glänzt ihres Leibes goldner Gürtel. Aber In ihren Schenkeln schreitet kühn der Sieg, Denn wer nur ihrer Schenkel Schreiten sieht, Der ist dem Tod durch Liebe schon verfallen. Ich hatte mich dem Herrn geweiht. Jedoch Da sie dann zu mir kam, zerrannen meine Gelübde in ein Nichts. Und meine Schwüre Vergingen all in ihres Auges Schein. NACHT UND MORGENRÖTE SCHULE DES IBN IL MOATTAS Am großen Himmel glänzen die Gestirne. Ihr Funkeln gleicht dem Funkeln deiner Augen, Wenn du, o meine ängstliche Geliebte, Bei Nacht das Dunkel um dich her durchforschst, In Bangnis, daß dich Böses treffen könnte. Ganz unten an dem Rand der Finsternis Streift goldig und verklärt die Morgenröte Mit Lächeln durch die sterbensmüde Nacht. Beim Anblick solches morgengoldnen Glanzes Träum ich von deines Haares goldnem Schein. VERPFÄNDET KUSCHAGIN Ich fühle, daß ein Groll in mir ersteht, Wenn sie mit ihren Zähnen einem Kelch Sich naht. Warum denn müssen edle Perlen Sich stoßen an so schlechten Kelches Glas? Ich fühle, daß ein Groll in mir ersteht, Wenn sie vorübergeht an einer Fackel, Die brennt. Warum erlischt die Fackel nicht Vor solcher edeln Klarheit meines Sterns? O meine Seele, manchmal fühl ich wohl, Daß sich in mir ein Groll erhebt, der gegen Mich selber wütet, und ich leide schwer An jedem Blick, der meinem Mädchen gilt. O könnte ich für immer alle Augen Mit Dunkel schlagen! Wisset wohl: sie hat Mir ihre Liebe ganz geweiht, und lächelnd Nahm meinen Körper sie als Pfand dafür. Mein Körper wandelt ohne Seele nun, Denn meine Seele atmet jetzt in ihr, Und ihrer Hände Spielzeug ist mein Herz ... FRAGE UND ANTWORT URAK IL HUTAÏL Als sie gekommen war, sprach sie zu mir: Nun hab ich deinen Wunsch erfüllt. Warum Bebt nun dein Herz noch so, mein lieber Freund? Ich gab zur Antwort: Deine Gegenwart Ist meines Herzens langersehnte Wonne. In seiner Wonne tanzt mein seliges Herz! VERZEHRENDE LIEBE UNBEKANNTER DICHTER Die Liebe blüht empor aus einem schnellen Empfinden, das die Seele neu belebt Und das der Seele dann den Tod versetzt, Wie einem schwachen Spielzeug, das zerbricht. Die Liebe glüht aus einem scheuen Blick, Aus einem Wort, aus einem Handdruck auf, Und schon der erste Funken ist verzehrend Wie ein gewaltiger Brand. Ja, wenn das Feuer Einmal entzündet ist, so frißt es schnell Den ganzen, hochgebauten Holzstoß auf. WÜNSCHE ABU FIRAS Ich wünschte wohl, daß unsre Herzen immer Nur füreinander schlagen, daß mein Herz Mißgünstig schlage jeder andern Frau. Ich wünschte wohl, daß du nur immer hold Und zärtlich seist zu mir, dann mag das Leben So wild und unwirsch drohen, wie es will. Ich wünschte wohl, daß nur die hellste Wonne An deinem Wege blühe, -- an dem Wege Der andern möge Jammer blühn und Gram. AUFFORDERUNG UNBEKANNTER DICHTER Laß, Schöne, einen Wettstreit uns begehn! Siegst du, so nimm mich hin. Trag ich den Sieg Davon, -- so nehm ich ganz dich in Besitz. Siegst du, so nimm mich hin und mache mich Zu einer silbernen Kette, die den Hals Dir ziert, und schüttle mich auf deiner Brust! Mach mich zu einem seidenen Gewande, Das sich um deinen warmen Körper schmiegt! Und mach ein goldnes Ohrgehäng aus mir, Das deine wunderfeinen Ohren schmückt! KUMMER UNBEKANNTER DICHTER Ach, eine Taube singt am frühen Morgen Voll dunkler Schwermut in dem grünen Wald. Sie denkt des Freundes, der verfloßnen Tage, Und ihre kummervollen Lieder wecken Den eignen Kummer mir in wunder Brust. Oft brachte mich ihr Weinen um den Schlaf, Mein Weinen auch hat sie nicht schlafen lassen; Ich jammre, aber sie versteht es nicht, Sie jammert, und auch ich versteh es nicht, Unmöglich, daß wir uns begreiflich machen, Nur daß sie leidet, -- dieses fühle ich, Nur daß ich leide, -- ja, das fühlt sie wohl. IM ZWEIFEL UNBEKANNTER DICHTER Womit vergleich ich deine Zähne, Liebste? Mit einer schönen, schimmernden Perlenschnur Oder mit Knospen weißer Hyazinthen? Vielleicht mit Diamanten? Oder mit Den Blüten eines Palmbaums, die soeben Durch ihre feinen Schalen brechen wollen? Vergleich ich sie mit kleinen Regentropfen, Die an den Blumen zittern? Oder auch Mit Hagelkörnern, welche durch ein Wunder Bewahrt geblieben sind? Vergleich ich sie Mit jenen kleinen Perlen, die im Weine Zur Oberfläche treiben? Oder mit Dem Tau, der silbern auf den Beeten blinkt? FRAGE UND ANTWORT UNBEKANNTER DICHTER Meine Geliebte fragte mich: Woher Kommt diese ungeheure Magerkeit Und diese Mattigkeit, darin du hergehst? Und ich entgegnete mit diesen Worten Der Zärtlichkeit und Unterwürfigkeit: Die Liebe, welche zu mir kam als Gast, Hat mich so ganz verzaubert, daß ich ihr Mein eigen Fleisch und Blut als Nahrung schenke, -- Nimmt es da wunder, daß ich elend bin? AUF EINE ROSE UNBEKANNTER DICHTER Die rote Rose in der Hand der Schönen, Der meine Liebe völlig angehört, Ist wie die sanfte Glut auf ihren Wangen. Der gelblich-blasse Blütenstaub, den man Inmitten einer roten Rose sieht, Ist wie die Blässe meines Angesichtes, Wenn ich das Mädchen plötzlich vor mir seh. AUF DER SCHWELLE IBN IL KHAYAT IL DEMISCHKI Eines Abends, als sich der Dichter Ibn il Khayat zu seiner Freundin begeben wollte, fiel er, ganz erregt durch den Gedanken, daß er sie wiedersehen sollte, ohnmächtig auf der Schwelle vor der Wohnung der Geliebten nieder. Diese hatte den Fall seines Körpers gehört, kam herbei, öffnete die Tür und neigte sich über den Ohnmächtigen, eine Fackel in der Hand. Ein Tropfen heißes Wachs fiel in das Angesicht des Dichters, und der dadurch verursachte Schmerz führte den Ohnmächtigen schnell in das Bewußtsein zurück. Ibn il Khayat erkannte die Freundin, die sich über ihn neigte, und begrüßte sie, ohne daß er sich die Zeit nahm aufzustehen, mit den folgenden Worten: O du, beeile dich nicht allzusehr, Das Feuer an das Antlitz deines Freundes Zu bringen, -- seine Tränen, die für dich, Für dich nur fließen, würden deine Fackel Gar schnell verlöschen, eh du dichs versiehst. Entzünde lieber meinen Leib und alles, Was an mir ist; nur nimm dich, bitte, bitte, In acht, mit deinem grimmen Feuer an Mein Herz zu rühren; dieses darfst du nimmer Verbrennen, -- denn du selbst wohnst ja darin! GEHEIME LIEBE IBN KALAKIS Ganz heimlich wahr ich ihre Liebe, Ich nenne ihren Namen nicht, -- Denn wenn mein Mund nur still frohlockte: »Ich liebe!« -- jeder wüßte gleich, Daß sie es ist, die Eine, Eine, -- Wen anders könnt ich lieben wohl als sie? WOGEN UNBEKANNTER DICHTER Sieh an das Meer: ein wundervolles Schauspiel Sind seine Wogen. Mächtig rollen sie Zum Ufer her und fluten still zurück. Mir scheint das Ufer wie ein stolzer König, Des ungeheure Heere voller Ehrfurcht Herbei sich wälzen, um des Herrschers Hände Zu küssen und dann still zurückzuziehn. AN EIN SCHWERT ABU ABD IL RAHMAN ELAÏTAM ELKUFI Dies Schwert von Amru hat den Ruf, das beste Zu sein, das je in einer Scheide stak. Es leuchtet bläulich. Schwarze Rinnen laufen Über die Klinge, die zwei Schneiden zeigt: Hier herrscht der Tod, der stolze, dunkle Tod. Ein jäher Blitzstrahl hat den Brand entfacht, Darin dies edle Schwert geschmiedet wurde; Der Künstler, der es schuf, hat es in Gift Von fürchterlicher Art getränkt. Wenn man Es aus der Scheide zieht, so leuchtet es Wie Sonnenglanz und blendet unser Aug. Ob jener, der dem Feind ans Leben will, Es in der Rechten oder Linken führt, -- Dies bleibt sich gleich: denn immer unentrinnbar Sind seines Stahls vernichtende Gewalten. Sein Glanz bewirkt, daß unsre Augenlider Anheben zu erzittern, wie ein Vogel Verängstet mit den Flügeln zittert. Lodernd, Gleich einer wilden Fackel, ist sein Leuchten. Mitunter will auch scheinen, daß es anhebt Zu wogen wie das sonnbeglänzte Weltmeer, Oder es schimmert plötzlich funkelnd auf, Gleich einer Quelle silberklarem Wasser. Am Tag der Schlacht, geschwungen von dem Arme Eines ergrimmten Kriegers, richtest du, O Schwert von Amru, die entsetzlichste Vernichtung an. Treu dienstbar deinem Herrn, Führst du ihn immer nur zu Sieg und Ruhm! NAHMAS PORTRÄT AUS TAUSEND UND EINE NACHT Nahma geht wiegend wie ein schlanker Zweig, Den am Myrobalanenbaum Ein feiner Windhauch in Bewegung setzte. Sie schreitet stolz dahin. Wie schön sie ist! Welch Glanz und welche Feinheit ihrer Glieder! Sie lacht, und ihre Zähne leuchten auf: Gleich Sternen, die aus dunkler Nacht aufsprühn. Sie breitet ihre Haare vors Gesicht: Und Finsternis verhüllt die ganze Erde; Sie deckt ihr Antlitz auf: und diese Welt, So weit sie reicht, von Osten bis nach Westen, Erstrahlt in einem wunderbaren Schein. Man sagt wohl, daß sie einem Zweige gleicht, Solch ein Vergleich ist aber matt und niedrig: Denn selbst die Reize einer jugendlichen Gazelle reichen nicht im mindesten An ihrer Schönheit Zauberkraft heran. Wenn man in ihre schwarzen Augen blickt, So ist man schon verloren: erst wird man Ihr Sklave, darauf wird man krank, dann sinnlos, Dann kommt der Tod, und man entgeht ihm nicht. Unwiderstehlich zieht's mich hin zu ihr, Und diese Leidenschaft, ich weiß es, läßt mich Noch tausend Unbesonnenheiten tun. Doch darf man denn erstaunen, daß ein Mensch Verrücktes tut, wenn ihm das brennende Fieber der Liebe durch die Adern tobt? AUF NAHMAS SCHÖNHEIT AUS TAUSEND UND EINE NACHT Wenn sie sich zeigt, ruft jeder: Ruhm sei Gott! Preis ihm, der sie so wunderbar erschuf! Sie ist die Königin der Frauen. Alle Sind unterworfen ihrer Herrlichkeit. Die Nässe ihres Mundes gleicht dem Honig, Wie Perlen leuchten ihre Zähne auf. Nichts reicht an ihres Leibes süßen Zauber, Das Weltall wird durch ihren Gang verwirrt. Die Schönheit selber schrieb auf ihre Wangen, Die rosenzarten: Es ist ewig wahr, Daß außer ihr es keinerlei Vollendung Und keine Holdheit auf der Erde gibt! BEI NAHMAS ABREISE AUS TAUSEND UND EINE NACHT O Nahma! Noch ein einziges Mal, bevor Du abreist, laß den Anblick deiner Schönheit Mich Armen kosten, daß ein wenig sich Mein Herz beruhigt, welches sterben wird, Wann du erst fern bist. Falls es dir jedoch Verdruß macht, meine Bitte zu gewähren, So laß sie unerfüllt. Ich werde zwar An meiner Traurigkeit den Tod erleiden, Doch will ich lieber sterben, als den kleinsten Verdruß bereiten dir, o Himmlische. AUF EIN GRAB AUS TAUSEND UND EINE NACHT O Grab! O Grab! Sind nun in deiner finstern Behausung all die Reize der Geliebten, Die ich verlor, dahin? Das Angesicht, Das noch vor kurzem so voll Frische war, Ist es schon farblos jetzt und mißgestaltet? O Grab, du bist doch das Gewölbe nicht Des Himmels, und du bist doch auch kein Garten: Wie kannst du bergen denn in deinem Schoße Ein schlankes Zweiglein und den süßen Mond? AN EINE SÄNGERIN AUS TAUSEND UND EINE NACHT Du wundervolle Frau schlägst die Gitarre Mit deiner Finger zarten Spitzen, und Die Seelen sind ergriffen bis ins Tiefste. Du singst: und deine zauberhafte Stimme Verleiht den Tauben ihr Gehör zurück. Und selbst der Stumme ruft: O herrlich! herrlich! DER STROM DER LIEBE AUS TAUSEND UND EINE NACHT Der Liebende, von seiner Leidenschaft Bezwungen, eilt zu der Geliebten hin, Und ihrer beiden Herzen werden eins. Sie kommen an den Strom der Liebe, schöpfen Mit frohen Händen, selig, unermüdlich, -- O, dieses Wasser dünkt sie wunderbar! Und sie verweilen lange, helle Tränen Der Freude netzen ihre jungen Wangen, Und zur Geliebten spricht der Jüngling dies: Wär ich der Herr der Zeit (da ich doch leider Ihr Sklave bin), o glaube mir, Geliebte, Es dürfte nicht ein Tag vorübergehn, An dem ich nicht beglückt an deiner Seite Aus diesem wunderbaren Strome tränke, Bis süße Trunkenheit mich ganz bezwingt! FRAGEN EINES LIEBENDEN AUS TAUSEND UND EINE NACHT Ein rasend verliebter Jüngling schrieb einst die folgende Frage an die Tür seiner Angebeteten. Der Dichter Asmaï ging vorüber, las die Verse und schrieb eine Antwort darunter. Der Liebende tat darauf eine zweite Frage, auf welche der Dichter wiederum antwortete -- usw. usw. _Der Liebende:_ Beim Namen Gottes, ihr, die Liebe kennt, Laßt es mich wissen, was ich tun muß, was Ein Jüngling tun muß, dem in seinem Herzen Die ganze Leidenschaft der Liebe rast! _Der Dichter:_ Er soll verbergen seine Leidenschaft, Er soll sich üben in Geduld, was immer Auch kommen mag, und soll demütig sein Und von bescheidnem Sinn zu jedermann. _Der Liebende:_ Aber wie soll er seine Liebe denn Verbergen, wenn ihn seine Liebe tötet, Wenn seine Leidenschaft ihm Tag um Tag Immer entsetzlicher die Brust zerreißt? _Der Dichter:_ Wenn er nicht mehr die Kraft hat, sein Gefühl Und seine Pläne schweigend zu verbergen, So ist der Tod für den Unseligen Das einzige, was ihm zu wünschen bleibt. _Der Liebende:_ Ich glaub euch, ich gehorche, und ich ende Mein junges Leben. Aber jene, die Mein Herz und meine Seele so umstrickte, Soll wissen, daß ich ihretwegen starb! Vor ihrer Türe hingestreckt, hauch ich Mein Dasein aus. Vielleicht winkt mir das Glück, Daß mich der Tag der Auferstehung einst Mit der zu heiß geliebten noch vereint! AN EINEN BERÜHMTEN GAST AUS TAUSEND UND EINE NACHT Welch Ruhm für uns, daß du bei uns erscheinst Mit vollen Händen streun wir Weihrauch aus, Hell leuchten soll die Nacht wie Tagesschein! Und ich will, als ein Zeichen meiner Freude, Hingehn und meine Wohnung schön bekränzen Und ihre Räume ganz mit Duft erfüllen Von Rosenwasser, Kampfer und Muskat! LIEBESHYMNE IL HAGYRI Sie ist schlank wie ein biegsamer Zweig. Ihr Blick macht trunken wie Wein; trunken macht der Nektar ihres Mundes. Sie ist ein Mond, der aufgeht über dem Horizont meines Herzens. Sie ist eine Gazelle und durchfliegt die Ebene meiner Augen. Die vollendete Schönheit erkennt sie als Herrin an. Alle Schönheiten schlafen in ihren Gliedern. Ihre Bewegungen sind geschmeidig, zum Anbeten. Mein Herz ward ihr Gefangener, und meine Tränen fließen, aus Liebe. Auf ihrem Nacken wächst ein zarter Flaum. Karminrot glänzen ihre Lippen, wie alter Wein. Auf ihren Wangen leuchtet der Abglanz eines Feuers der Liebe; Dieses Feuer der Liebe wütet in meinem Herzen. Ihr Antlitz gleicht dem Monde am Firmament; Die Menschen nennen die beiden Zwillingsgestirne. Der Liebende findet es süß, sich ganz zu opfern für sie. Er spürt keine Scham; um ihretwillen verleugnet er seine Geliebte. O mein Herz, wie bist du keusch, Während meine Augen ihr Bild einsaugen, voller Entzücken. Der allein kennt das Glück dieser Welt, Der sich tränkt von der Nässe ihres Mundes am Morgen und am Abend. WASSER UND FEUER UNBEKANNTER DICHTER So wie die Sintflut fließen meine Tränen; Das Feuer, das in meinem Herzen wütet, Ist wie das Opferfeuer Abrahams. Wenn meine Tränen nicht so reichlich flössen, Ich wäre wohl zu Asche längst verbrannt Durch meines Herzens glühendheiße Seufzer. Und wären meine heißen Seufzer nicht, Ich wäre längst ertrunken in dem Strome Der Tränen, die ich kaum mehr stillen kann. SELIGE NACHT IBN IL FARID Voll Leidenschaft und Kühnheit war die Nacht, Die wir genossen, Arm in Arm geschmiegt. Dicht lehnte meine Freundin ihre Wange An meine, bis zum Morgen lag sie so. Und über ihr Gesichtlein breitete Sich ein so feiner Schweiß der Wollust aus, Daß ich berauscht ward, -- und ich atmete Ihn selig auf wie Duft von Rosenöl. TRÄNEN SCHULE DES IBN IL FARID Sie fragte mich: So sag mir doch, warum Sind deine Tränen weiß? Ich gab zur Antwort: Ich weine schon so lang, daß meine Tränen Geblichen sind, so wie mein Haar erblich. Sie fragte mich: So sag mir doch, warum Sind deine Tränen grün? Da sprach ich wild: Weißt du denn nicht, daß meine Tränenquellen Versiegt sind? Bittre Galle weint mein Aug! Sie fragte mich: So sag mir doch, warum Sind deine Tränen schwarz? Und ich sprach leis: Ich habe keine Tränen mehr. Das Schwarze Aus meinen Augen wein ich nun dahin ... SELTSAMER WUNSCH SCHULE DES IBN IL FARID Ist es nicht seltsam, daß ich von dem Wunsche Nach ihr ergriffen bin? Ich frage, wo Sie sein mag, -- und sie ist doch ganz in mir! Mit diesen Augen such ich sie, obgleich Ihr Bild in diesen Augen lebt und webt. Mein Herz schlägt heftiger bei dem Gedanken, Daß ich sie wiedersehe, -- und sie atmet Doch zwischen meinen Rippen, ja, bei Gott! EIN WUNDER NUBATA Törichter Mensch, der du mich tadeln willst, Daß meine Seele glüht für dieses Weib! Betrachte ihren wundervollen Körper! Sieh ihre weiße Stirn! Ihr schwarzes Haar! Ist es ein Wunder nicht, daß man den Glanz Des Tages und zugleich die dunkle Nacht In _einem_ holden Leib beisammen sieht? AUF EINEN APFEL UNBEKANNTER DICHTER Der Apfel, den ich aus der Hand empfing Des reizendsten, gazellenhaften Mädchens, War von ihr selbst gepflückt, von einem Zweige, Der biegsam wie ihr eigner Körper war. Und es war süß, die Hand darauf zu legen, Als sei's der Busen derer, die ihn schenkte; Hold duftete der Apfel wie der Atem Der Geberin; die Farbe ihrer Wangen Sah man auf ihm; und ihre Lippen meint ich Zu spüren, da ich an den Mund ihn nahm. WEISHEIT UNBEKANNTER DICHTER Mit all den Schätzen, danach du Verlangen trägst, Ist es dasselbe wie mit deinem Schatten: Wenn du den Schätzen nachjagst, so erreichst du sie Niemals. Doch wende ihnen nur den Rücken zu: So folgen sie dir nach, wie es dein Schatten tut. DER LIEBESBRIEF UNBEKANNTER DICHTER Ich brach das Siegel deines Briefs entzwei, -- Und holde Nachricht, die ich ungeduldig Erwartete, hat mir dein Brief gebracht. Dein Brief ist meinen Augen lieblicher Und süßer für mein sehnsuchtsvolles Herz, Als frisch gepflückte Gartenblumen sind. Viel köstlicher ist das, was er enthält, Als Edelsteine, reizend anzuschauen, Die auf dem Busen reicher Frauen glühn. DER LIEBENDE UND DIE FACKEL UNBEKANNTER DICHTER Ich sprach zur Fackel: Ich und du, wir sind Zwei Liebende, die bis zum Morgen wachen, Doch dieser Unterschied ist zwischen uns: Die Tränen, die aus meinen Augen rinnen, Sind Karneol, der flüssig ward. Die deinen Sind dem geschmolznen Golde zu vergleichen. Dein Feuer ist erloschen, wenn der Morgen Rosig heraufzieht. Aber meine Flamme Brennt immer weiter, ohne zu erlöschen! SEHNSUCHT NACH DAMASKUS ACHMED BEN MOHAMMED MOKRI O meine lieben Freunde in Damaskus, Noch immer habt ihr keine Nachricht mir Aus eurem vielgeliebten Land geschickt! Das Feuer eines schmerzlichen Verlangens Erfüllt die Brust mir und verzehrt sie ganz. Ach, allzu weiter Raum trennt euch und mich! Seit jener Stunde, da ich euch verließ, Sind meine Augen ohne Lust zu schlafen, Und ohne Lust, das Licht des Tags zu sehn. Denk ich zurück an die verrauschten Zeiten Der Seligkeit, die ich mit euch genoß, So will das Herz mir Brechen vor Verzweiflung. Wie war das schön, des Morgens, in dem Tale Von Niran, wo die Blumen immer lächeln, Betaut von Tränen, die der Himmel weint; Und wo die Tauben girren in den Wipfeln Und sich die Zweige wiegen und die Bäche Und Bäume rauschen ohne Unterlaß. Und dann die Ebne an dem Fuß der Berge! Wo sind die Abende des Glückes, die Wir dort verbrachten; davon einer schon Mir wertvoll wie ein ganzes Leben scheint? O wundervolle Ebne, daß ich dich Dankbar mit meinen Tränen netzen könnte! Wenn ich auch weiß, daß solches nur ein kleines Geschenk für dich bedeutete, zumal Wenn du seit langem ohne Regen bist. AUF EINEN GARTEN ACHMED BEN MOHAMMED MOKRI Mit einem Mantel dichten Grünes Bist du, o Garten, ganz bedeckt, Aus deiner Bäume schlanken Zweigen Schallt das Konzert der Vogelwelt. Ich liebe es, in deinem Schatten Mit jungen, hübschen Menschen mich Zu unterhalten; deren Wangen Den Glanz des Mondlichts widerstrahlen. Ein Silberbach fließt durch die Beete, Ein Lächeln liegt auf seinem Wasser, Mitunter strahlt es blitzend auf, Wie eines Degens glatte Klinge. Und Tropfen springen aus dem Bache Ans Ufer, und dort schimmern sie, Bald dicht gedrängt und bald vereinzelt, Gleich einem köstlichen Kollier. Und wer das silberne Gefunkel Im Rasen sieht, der ist der Meinung, Es seien Perlen ausgestreut Auf einen Teppich von Smaragden ... DER VERLIEBTE DICHTER IBN HOGGIAT Einst lebte ein Dichter, der von heftiger Liebe für die schönste seiner Sklavinnen ergriffen war. Aber diese verschmähte den Unglücklichen und ließ ihn ihre ganze Verachtung fühlen. Eines Nachts, als der Dichter allein war, um sich ungestört dem Genuß des Weines hinzugeben, dachte er an die Geliebte und überlegte, auf welche Weise er sie für ihre Kälte und ihren Eigensinn strafen könnte. Da nun der Wein sein Gehirn mehr und mehr verwirrte, erhob er sich plötzlich, besiegt zugleich von der Trunkenheit der Liebe und des Weines. Er ergriff eine brennende Fackel und legte sie an die Tür der Sklavin, um die Schöne samt ihrem Hause zu verbrennen. Schon züngelten die Flammen an der Tür empor ... da eilte man herbei und löschte das Feuer. Man ergriff den Poeten, und bei Tagesanbruch führte man ihn vor den Richter. Dieser fragte den Übeltäter: »Was hat dich hingerissen, das Haus deiner Sklavin in Brand zu stecken?« Der Dichter erwiderte mit diesen Versen: »Da mir die Spröde immer widerstrebte Und mir doch immer heftiger das Feuer In meiner Brust entzündete, da fand ich Kein Mittel mehr, der Liebe zu entfliehen, Und auch kein Mittel, das den Schlaf mir schenkte, Und also schritt ich hin vor ihre Türe Und ließ mich nieder, wie ein treues Pferd Sich vor die Schwelle seines Herren streckt. Da flog ein Funken, ohne daß ich's wollte, Von meines Herzens Glutball fort, ein kleiner, Kaum wahrnehmbarer Funken, und er steckte Die Tür in Brand ... mein eigner Wille hat Mit diesem nächtigen Brande nichts zu tun!« Der Richter hatte seinen Gefallen an dem Poeten. Er fand die Ausrede hübsch erdacht und die Verse reizend. Gerührt durch das Schicksal des armen Verliebten, bezahlte er für ihn die Strafe und schenkte ihm die Freiheit zurück. FRÜHLING SOYUTI O Frühlingstage! Tage des Entzückens! Die Vögel singen jubelnd um die Wette, Und aus dem Strauche glänzt die Rose auf, Weißschimmernd, wie die reine Stirn der Scham, Oder errötend, gleich den holden Wangen Furchtsamer Jungfraun. Seht, das frische Laub Schwankt hin im Zephir wie ein Mensch, der leise Im holden Dunste alten Weines schwankt, Und durch die Ebene sickert sacht der Strom, So wie der Schlaf sich in die stillen Augen Der Kinder einschleicht, welche müde sind. ERINNERUNG SOYUTI Nie werd ich diese wundervolle Nacht Vergessen, da der Vollmond seine Strahlen Uns bis zum taubeglänzten Morgen lieh. Wir waren ganz allein; kein Späher hatte Sein Aug auf uns, -- und silbern lief der Strom Mit Flüstern durch den stillen Schoß der Nacht. Und dann erschien die Morgenröte: herrlich Wie funkelnde Rubine, und der Strom Trieb goldne Fluten durch das blühende Land! AN DEN ZEPHIR SOYUTI Der Zephir ist der wahre Freund der Liebenden: Er hebt die Schleier auf, darunter die Gesichter Der Schönen sich verbergen. Auch den stolzesten Der Weidenzweige zwingt er, auf die kühle Stirn Des Baches einen Kuß zu drücken. Der Verliebte, Der fern von seiner Stadt und seiner Freundin weilt, Schickt auf dem Zephir seiner Liebsten Grüße zu, Die ihrem harrenden Herzen ein Entzücken sind. DER BACH UND DER BAUM SOYUTI Seitdem der Bach in einem Liebesbunde Mit eines Baumes schwanken Zweigen steht, Erfüllt die Zweige schmerzliches Verlangen, Sobald der Bach in Sommersglut erlosch. Doch sieh! jetzt kommt er wieder, und nun eilt er, So schnell er kann, um des geliebten Baumes, Des lang verlaßnen, Füße zu liebkosen, Und seines Wassers leises Rauschen scheint Von großer Sehnsucht Qualen zu berichten, Die ihn erfüllten, da er ferne war. AUF EIN PFERD SABBAGH Dies edle Pferd ist schneller als ein Blick Aus unsern Augen. Wenn es vorwärts stürmt, Läßt es die Schnelligkeit des Windes und Des Blitzes hinter sich. Seht, es ist schwarz, Doch weiß glänzt seine Stirn, auch seine Füße Sind blendendweiß. An eine Winternacht Gemahnt es mich, darin der Mond erglänzt, Umgeben von dem Reigen der Gestirne. FEUER UND RAUCH IBN IL SCHAAB Sie sagte mir: »Auf deinen Wangen ist Ein Bart gewachsen, der dein Antlitz schwärzt. Warum, o Freund, läßt du dein Antlitz denn So häßlich werden?« -- Ich entgegnete: »Du hast in meiner Brust ein flammend Feuer Entfacht, -- der Rauch von diesem Feuer ist's, Der nun mein Antlitz schwarz erscheinen läßt.« AN DIE ABWESENDE MAHMUD PASCHA SAMY IL BARUDY Du machst, daß ich nicht schlafe, während alle Im Traum daliegen. Diese ganze Nacht Blieb meinem Aug die süße Ruhe fern. Ich flehe Gott an, meinen Augen Stärkung Zu schenken und auch meinem Herzen, das Zermalmt ist durch die Leidenschaft zu dir. Die Leute, die mein Elend sehen, sind Gerührt durch mein Geschick; auch jene Strengen, Die sonst mich tadelten, sind jetzt verstummt. Von dir, o strahlende Gazelle, kommt Mir nichts als Gram. Du reistest nach Ägypten, Und Bitterkeit des Todes ward mein Teil. Ach, keine Botschaft eilt von dir zu mir, Nicht einmal deines Wesens Schatten darf ich Im Traum erblicken. Ich bin ganz allein. Warum verlängerst du die Trennung so? Die Freuden dieser Welt sind mir entschwunden, Das ganze Dasein ist mir Last und Qual. Ich möchte, daß ich eine leichte Feder Im Flügel einer Taube wäre. Dann Flög ich mit Hast hinüber nach Ägypten, Um selig deinem Dienste mich zu weihn. LIEBESGEBET ISMAÏL PASCHA SABRY Komm, laß uns deine Schönheit sehn, o Weib, -- Dein Wuchs ist gleich dem Stengel einer Blüte, Dein Antlitz ist für uns das Paradies. Und lächle, daß dies Paradies erschimmert, Und sprich: denn deine Worte sind wie Perlen, Laß niederrauschen deiner Perlen Flut! Du, engelhaftes Wesen, darfst niemals Von dir behaupten, daß aus Erde du Und Wasser seist gebildet, so wie wir. Entkleide dich. Laß deinen Leib uns schauen, Damit wir Irdischen bestaunen können, Was Allah so in Herrlichkeit erschuf. Laß uns die Engelflügel sehen, die Du trägst. Du bist ein Bildwerk, von dem Künstler Aus einem Blocke puren Lichts gemacht. Ein silberklarer Quell ist deine Schönheit, Wo sich die armen Seelen Heilung trinken. O liebe Quelle! Sei gerecht und schenke Die gleiche Gunst den Durstgequälten allen, Und laß die Herzen, die verschmachten wollen, Sich retten in dein heiliges Schutzgebiet. WENN DU ERSCHEINST ACHMED BEY SCHAWKY Wenn du erscheinst, beneidet wohl der Tag Das Hemdlein, das du trägst. Er möchte wohl Dein Hemd besitzen, um es triumphierend Der Sonne hinzuhalten, die darob Vor Eifersucht ihr goldnes Licht verlöre. Wenn du vorbeigehst, werden alle Frauen Von Neid erfüllt, daß ihnen nicht ein Wuchs Wie dir gegeben ward. Gepriesen sei Das Tal Agathe, deinem Mund zu Ehren, Gepriesen sei der Glanz der Perlen, der Dem blanken Schimmer deiner Zähne gleicht! Wer deine Wangen demutvoll betrachtet, Der meint wohl in das Paradies zu schauen. Doch irrt er, -- deine Wangen sind die Hölle! Der Purpur deiner Wangen gleicht dem Feuer, Das aus den Schlünden der Verdammnis sprüht! LIEBESLIED UNBEKANNTER DICHTER Dein voller Busen ist so weiß und hart Wie Elfenbein. Die Weichheit deiner Wangen Ist wie das süße Fleisch der Banyanfrucht, Und auch so frisch und duftend ist dein Antlitz. Die schlanken Säulen deiner Beine zeigen Das Ebenmaß der jugendlichen Palmen. Auf deinen Schultern ruht der Tau der Frühe, In deinen Haaren schläft die Lust der Nacht. Du atmest wie der Frühling; Blumen blühen In deiner kleinen Füße Spuren auf. Das Feuer jenes Sterns am Abendhimmel Ist Dämmrung gegen deines Auges Schein! GELEITWORT Es geht die Legende, die Araber hätten, als sie zu dichten begannen, ihre Verse dem vertrauten Rhythmus des Kamelschritts angeglichen. Vielleicht ist etwas Wahres an dieser Legende, denn die rhythmische Bewegung der verschiedenen Gangarten des Kamels ist dem Araber, der so nahe mit diesem Tiere befreundet ist, immer etwas sehr Vertrautes, vermutlich der vertrauteste äußere Rhythmus gewesen, der sein Ohr erreichte, und noch die Dichter der geschichtlichen Zeit haben sich in poetischer Fiktion mit Vorliebe in die Lage von Wüstenreisenden versetzt. * * * * * Die arabische Sprache zeigt ein reich entwickeltes Lautsystem, in dem die vielfachen Nuancen der Kehl- und Zischlaute überwiegen. Die Konsonanten spielen eine ungleich wichtigere Rolle als die Vokale, von denen nur a, i und u unterschieden werden, in ihrer Klangfarbe freilich mannigfach schattiert durch die Einwirkung der sie umgebenden Konsonanten. Der Wortschatz des Arabischen ist sehr groß, aber natürlich auf den verhältnismäßig engen Bezirk arabischen Denkens begrenzt. Es hat arabische Lexikographen gegeben, die behaupteten, 1000 Worte für das Kamel, 500 für den Löwen und das Schwert aufbringen zu können. Das sind rhetorische Übertreibungen, aber es ist wahr, daß der Araber eine sehr reiche, blumige, nuancenvolle Synonymik für die Dinge, die ihn am meisten angehen (Tiere der Herde, die Schlange, Waffen, das Pferd, der Löwe, die Wüste), entwickelt hat. * * * * * Im Araber hat die semitische Rasse ihre edelste Ausbildung erfahren. Man kann sagen, der Araber ist der Grieche unter den Semiten. Er ist ritterlich und peinlich bedacht auf seine Ehre, gastfreundlich, ehrgeizig, stolz auf sein Herrenwesen und sein Geschlecht, leicht empfindlich, ruhmbegierig, aber auch ruhmrednerisch und eitel. Er ist tapfer und herrschsüchtig, Stamm lebt neben Stamm, und er hat es nie vermocht, sich einem größeren Staatswesen willig unterzuordnen. Bei leidenschaftlicher Lebensfreude ist er ein Verächter des Todes. Er ist ein Phantast in Liebesdingen (die Verse dieses Buches bezeugen es), ein stark idealistischer, schwärmerischer Zug geht durch sein geistiges Wesen, und die Frauen nahmen bei ihm, bevor er mit fremden Völkern in nähere Berührung kam, eine besonders geachtete Stellung ein. Eine Zeitlang war ein richtiger Frauenkult, ähnlich wie bei uns der Minnedienst, unter den arabischen Dichtern im Schwang. Die Poesie der Zeit vor Mohammed ist die Poesie eines Nomadenvolkes in der Wüste. Großzügige Naturschilderungen sind uns überliefert worden, daneben vor allem Kampf- und Heldengesänge und Lobpreisungen des Stammes, dem der betreffende Dichter angehört. Freundschaft und Gastfreundschaft werden besungen, Trink- und Liebeslieder erklingen, die irdische Freude wird gefeiert, der Sinn ist in jener Zeit durchaus auf das Reale gewendet, und die Gedichte machen vielfach den Eindruck von Improvisationen. Fragen nach den ewigen Dingen, religiöse Empfindungen und Skrupel sind den Dichtern der Epoche vor Mohammed so gut wie unbekannt. Viele Dichternamen sind aus der alten Zeit erhalten, alle werden überstrahlt durch _Amr-il-Kaïs_. Er war schon ein Zeitgenosse Mohammeds und schließt die Epoche des arabischen Altertums ab. Er ist ebenso als Abenteurer und Don Juan berühmt wie als Dichter. Er stammte aus königlichem Geblüt, wurde von seinem Vater verstoßen und vagabundierte darauf mit befreundeten Genossen im Lande umher, jagend, liebend und immer auf den Genuß des Lebens bedacht. Als dann sein Vater von einem feindlichen Stamme erschlagen wurde, machte es sich Amr-il-Kaïs zur Pflicht, den Gemordeten zu rächen und das Erbe seiner Väter für sich und seinen Stamm zurückzugewinnen, was ihm aber nicht gelang. Sein Leben wurde eine Kette gefahrvoller kriegerischer Abenteuer. Der oströmische Kaiser Justinian erfuhr von ihm und seinen tollkühnen Kriegszügen. Er berief ihn an seinen Hof nach Byzanz und ernannte ihn im Jahre 530 zum Phylarchen von Palästina. Auf der Reise nach Palästina ist Amr-il-Kaïs zu Angora in Kleinasien gestorben, nachdem er schon längere Zeit siech und elend war. Aber die Sage will, daß er auf Veranlassung des Kaisers Justinian vergiftet worden sei, da er eine kaiserliche Prinzessin verführt habe. Die Gedichte des Amr-il-Kaïs sind uns leider nicht gut erhalten, aber auch in der mangelhaften Form, in der sie auf uns gekommen sind, gehören sie zu dem Schönsten, was die arabische Poesie hervorgebracht hat. Sie sind von einer mächtigen Sinnlichkeit und gefallen sich nicht in Andeutungen oder Umschreibungen, sondern sie bringen alle Empfindungen, Erlebnisse und Wünsche in klare, üppig hinströmende Worte und preisen immer wieder den Genuß der Freuden dieses Daseins. Amr-il-Kaïs war ein Don Juan der Wüste, ein dichtender, strahlender Held der Liebe, und sein Name wird noch heute, zumal von den Frauen, mit Verehrung und leisem Schauer genannt. Mohammed hat von ihm gesagt, er sei der Führer der Dichter auf dem Wege zur Hölle. * * * * * Das Auftreten Mohammeds bedeutet den wichtigsten Wendepunkt in der Entwicklung arabischen Geistes und arabischer Kultur. Durch Mohammed und die fanatische Ausbreitung seiner Religion haben die Araber ein gutes Stück der Welt erobert, und sie taten es als ein Volk der Wüste, das an die größte Einfachheit der Lebensführung, an Entbehrung und Nüchternheit gewöhnt war. Als der Kaiser Heraklius arabische Gefangene, die nicht vor ihm niederknien wollten, fragte, welchen Palast ihr Kalif bewohne, antworteten sie: »Eine Lehmhütte.« »Woraus besteht sein Gefolge?« fragte der Kaiser weiter. »Aus Armen und Bettlern.« »Was ist sein Thron?« »Enthaltsamkeit und Erkenntnis.« Diese äußeren Lebensverhältnisse, und in ihrem Gefolge der Charakter des Volkes, wurden nach den siegreichen Erobererzügen, die den kühnen Weltstürmern Syrien und Persien, Ägypten, Nordafrika, Sizilien und Spanien zu Füßen zwangen, gründlich verändert. Die Araber nahmen während der folgenden Jahrhunderte viel von dem Wesen der durch sie besiegten Völker an, da diese den Siegern an Kultur bedeutend überlegen waren. Die schlichten, bäurischen Araber wandelten sich zu anspruchsvollen Städtern, sie gewöhnten sich allmählich an eine vornehme Lebensart, und neben einer sorgfältigen Ausbildung des Geistes wurden ihnen Luxus und Üppigkeit bald zum Bedürfnis. Im 9.-11. Jahrhundert blühte die arabische Philosophie, die es freilich zu schöpferischen Gedanken nicht gebracht hat, sondern im Grunde immer von Aristoteles und Plato abhängig blieb. Bedeutendes haben die Araber in ihrer Blütezeit als Mathematiker, Astronomen, Historiker und Geographen geleistet. Als den größten Dichter der klassischen Zeit nach Mohammed muß man _Abu Nuwas_ ansprechen. Er nimmt in der arabischen Literatur etwa die Stelle ein, die Hafis in der persischen bekleidet. Man hat ihn auch den arabischen Heine genannt. Er ist eine glänzende Erscheinung, voll Lebenslust und Lebensübermut, dem Weine und dem Weibe schwelgerisch zugetan, voll Phantasie und hingebender Empfindung. Freilich findet man bei ihm schon deutlich die Zeichen der Zersetzung. Er hat zynische Gedichte geschrieben, die das wankende sittliche Empfinden seiner Zeit charakterisieren. Er hat Spottgedichte auf religiöse Zustände gemacht, die bezeugen, wie Mohammeds Lehre bei den Gebildeten unter dem Einfluß skeptischer Philosophie zu wanken begann. Abu Nuwas' Leben und Dichten war den frommen Seelen im Lande ein Ärgernis. Er verbrachte seine wichtigsten Jahre in Bagdad am Hofe Harun-al-Raschids und seiner Nachfolger. Seine übermütigen Reden haben ihm mehrfach Kerkerstrafen zugezogen, und es heißt, daß er sogar einmal auf dem Schafott gestanden habe. Alte Berichte erzählen folgendes: Als der Dichter gestorben war, gingen nur wenige Menschen hinter seinem Sarge, denn er wurde von den Rechtgläubigen gehaßt. Zufällig wurde am gleichen Tage ein Gelehrter mit großer Pracht bestattet. Als nun die Leidtragenden den fast verlassenen Sarg des Dichters sahen, ergriff sie Scham, denn sie ahnten, daß hier einer der Größten aus dem Reiche ihrer Dichtung bestattet wurde, und so folgten sie dem Sarge nach, und Abu Nuwas kam auf solche Weise zu einem anständigen Begräbnis. Die späteren Dichter der klassischen Zeit sind vielfach von Abu Nuwas abhängig. Hervor ragen _Motenebby_ und _Abu Firas_. Der erstere, von den Arabern besonders geschätzt, gefällt sich in Sprachkünsteleien und gezierten Wortspielen, die dem europäischen Geschmack wenig zusagen. Abu Firas war der letzte Vertreter des alten ritterlichen Arabertums, ein vornehmer, sympathischer Sänger, der für Frauen, Krieg und Jagen schwärmte und dessen temperamentvolle Strophen eine echte Gelegenheitspoesie darstellen. Er ist in der Schlacht gefallen, in der Blüte seiner Jahre. Das 11. Jahrhundert führte ein Epigonentum herauf, in dem ein philologisch-alexandrinischer Geist über den dichterischen triumphierte. Die Kenntnis der technischen Regeln der Dichtkunst, Formspielereien und grammatische Kunststücke galten jener Zeit mehr als schöpferisches Können. Die Form der Makame (zu deutsch: »Unterhaltung«) wurde erfunden, eine Art gereimter Prosa, in der man auf feuilletonistische Art zu plaudern liebte, wobei der Inhalt ungleich weniger wichtig war als witzige Kombinationen von Wortspielen und Reimen. _Hariri_, dessen Makamen von Rückert ins Deutsche übertragen worden sind, hat die neue Form, der für unser Gefühl etwas unangenehm Geschwätziges anhaftet, ihrer Vollendung zugeführt. In der Makame, die das Zeichen dichterischen Verfalls unverkennbar an der Stirn trägt, hat sich die Entwicklung der arabischen Lyrik allmählich wie im Sande verlaufen. Im 13. Jahrhundert wurde der arabischen Kultur, die ihre alte Größe und Gesundheit längst eingebüßt hatte und für den Zusammenbruch reif geworden war, ein gewaltsames Ende bereitet. Die Horden der Mongolen stürmten in wilden Wellen über die arabischen Länder fort, zerstörten die bunten Moscheen und die Schlösser mit ihren zierlichen Marmorhallen, -- und die Araber haben es bis heute nicht vermocht, sich aus jenen Tagen nationaler Vernichtung zu einem stärkeren Staats- oder Geistesleben emporzuraffen. Vorläufig ist auch keine Aussicht, daß sich ein neuer Glanz aus der Asche dieses edeln, einst weithin herrschenden, aber von der Zeit zerbrochenen Volkes erhebt. Die Quellen für die Nachdichtungen meines Buches finden sich bei alten französischen Orientalisten, die in ihren Büchern philologisch getreue Prosatexte nach den arabischen Originalen dargeboten haben. Folgende drei wichtige Werke kamen in Betracht: Silvestre de Sacy, +Chrestomathie arabe+ (Paris, 1806); Jean Humbert, +Anthologie arabe+ (Paris, 1819); Grangeret de Lagrange, +Anthologie arabe+ (Paris, 1828). In neuerer Zeit haben Ferdinand de Martino und Abdel Khalek Bey Saroit eine hübsche, gleichfalls aus Prosatexten bestehende +Anthologie de l'amour arabe+ (Paris, 1902) zusammengestellt, der ich auch verpflichtet bin. HANS BETHGE VIERTE AUFLAGE (8. BIS 12. TAUSEND). ALLE RECHTE VORBEHALTEN. VERTONUNG UND REZITATION DER VERSE NUR MIT ERLAUBNIS DES HERAUSGEBERS GESTATTET. DIESES BUCH WURDE GEDRUCKT VON E. HABERLAND IN LEIPZIG. TITEL UND EINBAND ZEICHNETE E. R. WEISS. INSEL-VERLAG ZU LEIPZIG [Illustration] KLASSIKER- UND GESAMTAUSGABEN GROSSHERZOG WILHELM ERNST-AUSGABE DEUTSCHER KLASSIKER Als wir vor anderthalb Jahrzehnten die Großherzog Wilhelm Ernst-Ausgabe begründeten, galt es, etwas durchaus Neues in Deutschland einzuführen. Heute steht die Ausgabe, die die einzige ihrer Art geblieben ist, an Popularität kaum einer anderen nach. Der von Jahr zu Jahr steigende Absatz beweist, wie sehr sich diese schön und klar auf undurchsichtiges Dünndruckpapier gedruckten und schmiegsam gebundenen Bände die Gunst der Bücherliebhaber und wirklichen _Leser_ unserer Klassiker erworben haben. Zu den äußeren Vorzügen gesellen sich die inneren: eine durchaus einwandfreie, von den zuverlässigsten Herausgebern besorgte Textgestaltung, größte Vollständigkeit, so daß z. B. unsere Goethe-Ausgabe an Vollständigkeit nur noch von der Weimarer Sophien-Ausgabe übertroffen wird, und eine musterhafte Anordnung, durch die die einzelnen Werke zunächst nach ihrer Zugehörigkeit in Gruppen geteilt, innerhalb dieser aber _zeitlich_ geordnet sind. =Es sind erschienen:= GOETHES SÄMTLICHE WERKE in sechzehn Bänden. Herausgegeben unter Mitwirkung von Fritz Bergmann, Hans Gerhard Gräf, Max Hecker, Kurt Jahn und Carl Schüddekopf. In Ganzleinen M 460.--, in Leder M 1300.--. _Einzelausgaben:_ I: _Romane und Novellen_, I. Band. In Leinen M 30.--. II: _Romane und Novellen_, II. Band (Wilhelm Meister). In Leinen M 32.--. III: _Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit._ In Leinen M 32.--. IV: _Italienische Reise, Kampagne in Frankreich 1792, Belagerung von Mainz 1793._ In Leinen M 28.--. V: _Annalen und kleinere autobiographische Schriften._ In Leinen M 26.--. VI: _Dramatische Dichtungen_, I. Band. In Leinen M 25.--. VII: _Dramatische Dichtungen_, II. Band. In Leinen M 30.--. VIII: _Dramatische Dichtungen_, III. Band. In Leinen M 32.--. IX: _Kunstschriften_, I. Band. In Leinen M 30.--. X: _Kunstschriften_, II. Band. In Leinen M 30.--. XI: _Übersetzungen und Bearbeitungen fremder Dichtungen._ In Leinen M 28.--. XII: _Schriften zur Literatur- und Kulturgeschichte_, I. Band. In Leinen M 28.--. XIII: _Schriften zur Literatur- und Kulturgeschichte_, II. Band. In Leinen M 28.--. XIV und XV: _Die lyrischen und epischen Dichtungen_ in zeitlicher Folge. Zwei Bände. In Leinen M 50.--. XVI: _Naturwissenschaftliche Schriften._ In Leinen M 32.--. Als _Ergänzungsband_ erschien in gleicher Ausstattung: GOETHES GESPRÄCHE MIT ECKERMANN. Vollständige Ausgabe. 11.-15. Tausend. In Leinen M 34.--. In Leder M 110.--. SCHILLERS SÄMTLICHE WERKE in sechs Bänden. Herausgegeben von _Albert Köster_ und _Max Hecker_. In Leinen M 170.--, in Leder M 600.--. _Einzelausgaben_ (in Leinen je M 30.--): _Dramen_ I. Teil. -- _Dramen_ II. Teil. -- _Gedichte und Erzählungen._ -- _Historische Schriften._ -- _Philosophische Schriften._ -- _Übersetzungen._ SCHOPENHAUERS WERKE in fünf Bänden. In Leinen M 160.--, in Leder M 500.--. _Einzelausgaben:_ _Die Welt als Wille und Vorstellung._ Zwei Bände. Herausgegeben von Ed. _Grisebach_. In Leinen M 64.--. _Kleinere Schriften._ Herausgegeben von _Max Brahn_. In Leinen M 32.--. _Parerga und Paralipomena._ Zwei Bände. Herausgegeben von _Hans Hennig_. In Leinen M 64.--. KANTS SÄMTLICHE WERKE. Herausgegeben von _Felix Groß_. Taschen-Ausgabe in Format und Schrift der _Großherzog Wilhelm Ernst-Ausgabe deutscher Klassiker_. Sechs Bände. In Leinen M 210.--. Band I: _Vermischte Schriften_ (darin: Anthropologie, Streit der Fakultäten u. a.). Band II: _Naturwissenschaftliche Schriften._ Band III: _Kritik der reinen Vernunft._ Band IV: _Kleinere philosophische Schriften._ Band V: _Kritik der praktischen Vernunft. Metaphysik der Sitten. Zum ewigen Frieden._ Band VI: _Kritik der Urteilskraft._ +Auf Dünndruckpapier gedruckt und schmiegsam gebunden erschienen ferner:+ THEODOR STORM: SÄMTLICHE WERKE. Herausgegeben und eingeleitet von _Albert Köster_. Einbandzeichnung von _Walter Tiemann_. 11.-13. Tausend. Vier Bände. In Leinen M 180.-- Wohl keinem neueren Dichter ist die Sorgfalt gewidmet worden, wie sie hier Albert Köster auf die kritische Ausgabe der Werke Theodor Storm verwandt hat. Galt es doch, mehr als 200 Drucke und Handschriften zu vergleichen, um die Texte von den Vernachlässigungen und Verunstaltungen zu befreien, die an vielen Stellen den Dichterwillen bis zur Unverständlichkeit entstellten. Dafür ist eine Ausgabe entstanden, die, gleichwie der Dichter im Herzen eines Volkes unvergänglich bleibt, die Anwartschaft zu dauerndem Bestande in sich trägt. GOTTFRIED KELLER: GESAMMELTE WERKE. Eingeleitet von _Ricarda Huch_. Einbandzeichnung von _E. R. Weiß_. Vier Bände. In Leinen M 200.--, in Leder M 600.--. Band I: _Einleitung. Gedichte. Das Sinngedicht._ Band II: _Der grüne Heinrich._ Band III: _Die Leute von Seldwyla. Sieben Legenden._ Band IV: _Züricher Novellen. Martin Salander._ JENS PETER JACOBSEN: SÄMTLICHE WERKE. Autorisierte Übertragung von _Mathilde Mann_, _Anka Matthiesen_ und _Erich Mendelssohn_. Mit dem von A. _Helstedt_ 1885 radierten Porträt. 16.-21. Tausend. In Leinen M 40.--, in Leder M 120.--. _Inhalt:_ Niels Lyhne, Frau Marie Grubbe und sämtliche Novellen und Gedichte. SHAKESPEARES GESAMMELTE WERKE in Einzelausgaben. Auf Grund der Schlegel-Tieckschen Übertragung bearbeitet und vielfach erneuert von _Hermann Conrad_, _Max Förster_, _Ludwig Fraenkel_, _Marie Louise Gotheim_, _Rudolf Imelmann_, _Fritz Jung_, _Max J. Wolff_. Jeder Band in Pappband M 10.--. =Bisher erschienen:= _Macbeth._ Herausgegeben von _Hermann Conrad_. _Hamlet._ Herausgegeben von _Max J. Wolff_. _Othello._ Herausgegeben von _Max J. Wolff_. _Ein Sommernachtstraum._ Herausgegeben von _Max J. Wolff_. _Der Sturm._ Herausgegeben von _Hermann Conrad_. +Weitere Bände werden in kurzen Abständen folgen.+ Bearbeitung und Erläuterung mancher dem modernen Leser nicht sofort geläufigen Einzelheiten sind unter allen Umständen wünschenswert und sind in diesem Falle so taktvoll und so fern aller bloßen Gelehrsamkeit gehalten, daß die Frage nach kundiger Führung hier aufs glücklichste gelöst erscheint. Die Bände, die sich in schlichtem grauen Pappband präsentieren, sind in einer hübschen, schmalen Fraktur, die Namen der Sprechenden in Antiqua gedruckt, was ein ungemein geschmackvolles Satzbild gibt. Die Titelblätter sind mit Vignetten von Walter Tiemann geschmückt, kleinen sinnvollen Holzschnitten von großem Reiz. F. M. DOSTOJEWSKI: SÄMTLICHE ROMANE UND NOVELLEN in 25 Bänden. Eingeleitet von _Stefan Zweig_. Mit einem Porträt und der Faksimile-Wiedergabe einer Manuskriptseite. In Pappbänden M 450.--, in Halbleinenbänden M 550.--. Unsere neue Gesamt-Ausgabe soll eine Festgabe an das deutsche Volk zur Jahrhundertfeier des großen Dichters darstellen, sie beruht auf den endgültigen Texten, und ihre Übertragung ist -- mehrfach revidiert -- von hervorragenden Fachleuten unternommen. Die Einleitung bildet der umfassende, allgemein als die bedeutendste deutsche Darstellung anerkannte Dostojewski-Essay von _Stefan Zweig_, Porträt und Schriftproben ergänzen sinnlich das geistige Bild des russischen Meisters. * * * * * Anmerkungen zur Transkription: Die im Inselverlag erschienene Ausgabe wurde dem Original getreu übertragen. Offensichtliche Druckfehler wurden dabei korrigiert. Das ursprünglich auf den Seiten 115-119 befindliche Inhaltsverzeichnis wurde zur besseren Übersicht und Vereinfachung der Navigation vor das erste Gedicht verschoben. Die erforderlichen textlichen Anpassungen wurden vorgenommen. Im Näheren sind dies: S. 103: Das Wort »ANORDNUNG« wurde entfernt. Im Inhaltsverzeichnis wurde »GELEITWORT UND ANORDNUNG« in »GELEITWORT« geändert. --- Provided by LoyalBooks.com ---