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Die Amazone By: Kasimir Edschmid (1890-1966) |
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Von Kasimir Edschmid
In den Auseinandersetzungskämpfen der östlichen Randstaaten wurde um
Weihnacht von den Polen Feuer auf dem Gut des Großbesitzers Voß gelegt. Der
alte Voß hatte westfälisches Blut in sich. Der Vater war ein Eingeborener,
der bis an die Küste den Forst jagdbar gemacht hatte. Frederik de Voß war
ungefähr fünfzig Jahre und unter der früheren Regierung
Landschaftsdirektor. Auf seinem Besitz gründete er die »Pania watja«, von der eine große
Bewegung für die nationale Sache ausging. Bei den Abstimmungen in den
Grenzgebieten, in denen auch seine Äcker und Scheuern lagen, stand Frederik
de Voß mit allen Pferden und Dienern im Sattel vor den Lokalen und hielt
die nationale Fahne in der Hand. Neben ihm standen in den Bügeln
aufgerichtet seine Kinder, vier Söhne und seine Tochter Granuella. Auf dem
Gut verkehrte die gesamte litauische Intelligenz. In Granuella bewegte sich
das baltische Blut und sie stand mitten in der Atmosphäre von Haß und
Freiheitslust, wie sie litauische Frauen nur schwer aufzubringen vermögen.
Um diese Zelt annektierte der polnische Staatsstreich ihr Gebiet mit zwei
anderen Grenzprovinzen. Granuella war damals fünfzehn Jahre und vermochte
Helden zu entfachen mit dem weißgrauen Blick in dem Madonnengesicht. Das
Haus wurde ein Mittelpunktt der Irredenta; einer der Brüder, Roland, reiste
mit litauischen Ministern zu einer Konferenz des Völkerbunds, die anderen
reizten die etwas stumpfe Bevölkerung gegen die Eroberer auf. Frederik de Voß, sagte man, vermochte diesen letzten Schlag nie ganz zu
verwinden und schwor überall, daß, wenn die europäischen Mächte das
polnische Unrecht sanktionierten, er das ganze Terrain in eine Wüste
verwandle. Vierzehn Tage nach Abreise der Kommission zum Völkerbund wurden
Kisten auf den Hof gebracht. Nachts wurden mit Fackeln Tiere herausgelassen
und an Ketten gelegt. Mit eisernen Maulkörben tobten sie in einem
zementierten Keller, bis durch einen Unglücksfall eines entwich und in
voller Flucht vom Voß Hof herjagend ein polnisches Kind zerbiß. Daß Voß
Wölfe aussetzte, steigerte die Erregung der Bevölkerung jenseits der
Grenze. »Schlangen und Haifische,« sagte Voß, »sollen folgen,« und ritt mit seinen
Söhnen quer über das blühende Ackerland, das sie jahrhundertlang angebaut
hatten. Er dachte es preiszugeben. Sie ritten die Kanäle hinauf und
schauten mit den Pferdeköpfen kaum über den Mais. »Misericordia«, schrie
plötzlich eine Figur in einer Priestersoutane und sprang entsetzt in die
Höhe. Die Reiter warfen sich mehr, als sie sprangen, von den Pferden auf
den Bauch, und der polnische Priester fing mit gebreiteten Armen die Salve
von zehn Kugeln auf, welche durch sein Signal die de Voß erledigen sollten.
Sie waren in fünf Minuten im Galopp auf dem Hof und ließen die Wölfe hinter
den Franktireuren her. Drei warfen sie vor dem Dorf und fraßen die
Weichteile heraus. Die Polen, die sich am Abend heranschlichen, zitterten
vor Wut. In der Nacht zündeten sie die Scheuern um das Gut herum an. Vor Granuellas Augen fielen die drei Brüder. Zu Zweien gingen die
litauischen Knechte durch den Feuerschein über den Hof durch ein
Detachement polnischer Soldaten, die ihre Uniformen nur oberflächlich mit
Radmänteln und Säcken, durch die sie Kopflöcher geschnitten hatten,
verdeckten. Ihre Blicke waren alle auf einen Mann gerichtet, der einen
leicht ergrauten Schnurrbart trug und auf einem Maultier saß und unbeirrt
in den Brand schaute. Er war voll in der blutigen Flammenpracht erleuchtet und setzte sich allen
möglichen Schüssen aus. Man sah über sein totenblasses Gesicht die Scheine
unaufhörlich hinwehn. Sein Pelz deckte nicht den Säbel seines Regiments,
und die Epauletten stießen Beulen in den Mantel über seinen Schultern. Der junge Oberst ritt nun bis dicht vor das Gebäude, um dessen Holzsäulen
das Feuer wie ein Karussel sich drehte und rief ein paar Worte zu dem
Balkon hinauf, wo der alte Voß stand... Continue reading book >>
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