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Die Geschwister By: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) |
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Personen:
Wilhelm, ein Kaufmann
Marianne, seine Schwester
Fabrice
Briefträger WILHELM (an einem Pult mit Handelsbüchern und Papieren). Diese
Woche wieder zwei neue Kunden! Wenn man sich rührt, gibt's doch
immer etwas; sollt' es auch nur wenig sein, am Ende summiert sich's
doch, und wer klein Spiel spielt, hat immer Freude, auch am kleinen
Gewinn, und der kleine Verlust ist zu verschmerzen. Was gibt's? (Briefträger kommt.) BRIEFTRäGER. Einen beschwerten Brief, zwanzig Dukaten, franko halb. WILHELM. Gut! sehr gut! Notier Er mir's zum übrigen. (Briefträger ab.) WILHELM (den Brief ansehend). Ich wollte mir heute den ganzen Tag
nicht sagen, daß ich sie erwartete. Nun kann ich Fabricen gerade
bezahlen und mißbrauche seine Gutheit nicht weiter. Gestern sagte er
mir: Morgen komm' ich zu dir! Es war mir nicht recht. Ich wußte,
daß er mich nicht mahnen würde, und so mahnt mich seine Gegenwart
just doppelt. (Indem der die Schatulle aufmacht und zählt). In
vorigen Zeiten, wo ich ein bißchen bunter wirtschaftete, konnt' ich
die stillen Gläubiger am wenigsten leiden. Gegen einen, der mich
überläuft, belagert, gegen den gilt Unverschämtheit und alles, was
dran hängt; der andere, der schweigt, geht gerade ans Herz und
fordert am dringendsten, da er mir sein Anliegen überläßt. (Er legt
Geld zusammen auf den Tisch.) Lieber Gott, wie dank' ich dir, daß ich
aus der Wirtschaft heraus und wieder geborgen bin! (Er hebt ein Buch
auf.) Deinen Segen im kleinen! mir, der ich deine Gaben im großen
verschleuderte. Und so Kann ich's ausdrücken? Doch du tust nichts
für mich, wie ich nichts für mich tue. Wenn das holde liebe Geschöpf
nicht wäre, säß' ich hier und verglich' Brüche? O Marianne! wenn du
wüßtest, daß der, den du für deinen Bruder hältst, daß der mit ganz
anderm Herzen, ganz andern Hoffnungen für dich arbeitet! Vielleicht!
ach! es ist doch bitter Sie liebt mich ja, als Bruder Nein,
pfui! das ist wieder Unglaube, und der hat nie was Gutes gestiftet.
Marianne! ich werde glücklich sein, du wirst's sein, Marianne! (Marianne kommt.) MARIANNE. Was willst du, Bruder? Du riefst mich. WILHELM. Ich nicht, Marianne. MARIANNE. Stiert dich der Mutwille, daß du mich aus der Küche
hereinvexierst? WILHELM. Du siehst Geister. MARIANNE. Sonst wohl. Nur deine Stimme kenn' ich zu gut, Wilhelm! WILHELM. Nun, was machst du draußen? MARIANNE. Ich habe nur ein paar Tauben gerupft, weil doch wohl
Fabrice heut abend mitessen wird. WILHELM. Vielleicht. MARIANNE. Sie sind bald fertig, du darfst es nachher nur sagen. Er
muß mich auch sein neues Liedchen lehren. WILHELM. Du lernst wohl gern was von ihm? MARIANNE. Liedchen kann er recht hübsch. Und wenn du hernach bei
Tische sitzest und den Kopf hängst, da fang' ich gleich an. Denn ich
weiß doch, daß du lachst, wenn ich ein Liedchen anfange, das dir lieb
ist. WILHELM. Hast du mir's abgemerkt? MARIANNE. Ja, wer euch Mannsleuten auch nichts abmerkte! Wenn du
sonst nichts hast, so geh' ich wieder; denn ich habe noch allerlei zu
tun. Adieu. Nun gib mir noch einen Kuß. WILHELM. Wenn die Tauben gut gebraten sind, sollst du einen zum
Nachtisch haben. MARIANNE. Es ist doch verwünscht, was die Brüder grob sind! Wenn
Fabrice oder sonst ein guter Junge einen Kuß nehmen dürfte, die
sprängen wändehoch, und der Herr da verschmäht einen, den ich geben
will. Jetzt verbrenn' ich die Tauben. (Ab.) WILHELM. Engel! lieber Engel! daß ich mich halte, daß ich ihr nicht
um den Hals falle, ihr alles entdecke! Siehst du denn auf uns
herunter, heilige Frau, die du mir diesen Schatz aufzuheben
gabst? Ja, sie wissen von uns droben! sie wissen von uns! Charlotte,
du konntest meine Liebe zu dir nicht herrlicher, heiliger belohnen,
als daß du mir scheidend deine Tochter anvertrautest! Du gabst mir
alles, was ich bedurfte, knüpftest mich ans Leben! Ich liebte sie
als dein Kind und nun! Noch ist mir's Täuschung... Continue reading book >>
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