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Die Schwestern Drei Novellen By: Jakob Wassermann (1873-1934) |
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Drei Novellen von
Jakob Wassermann Dritte Auflage
S. Fischer, Verlag, Berlin 1907 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten. Published, May 10, 1906. Privilege of copyright in the United States
reserved under the act approved March 3, 1905 by S. Fischer, Verlag,
Berlin. Inhalt Donna Johanna von Castilien Seite 9
Sara Malcolm " 69
Clarissa Mirabel " 99
Donna Johanna von Castilien
Die Infantin Johanna wurde geboren beim Sterbensgeschrei von mehr als
hundert Ketzern, die in derselben Stunde den Feuertod erlitten und unter
demselben Fenster, hinter dem die Königin Isabella in Wehen lag. Des Kindes Haut zeigte eine bernsteingelbe Farbe und seine Augen waren
groß, tief, still und düster. Außerdem hatte es unter der Brust ein Mal
in Form eines liegenden Kreuzes, von sonderbaren helleren Linien
umgeben, die züngelnden Flammen glichen. Am Hof entstand später das
Gerücht, daß die Infantin den Anblick des Feuers nicht ertragen könne. Nicht wie andere Kinder hatte sie Freude an Spiel und Tand und bei
festlichen Gelegenheiten verbarg sie sich und suchte die Einsamkeit. Sie
lernte spät sprechen und galt bei allen, die sich auf den menschlichen
Geist verstehen, alsbald für blöde. Ihren Eltern brachte sie wenig Liebe
entgegen, auch sah man sie niemals mit wahrer Inbrunst beten, doch immer
wenn die Nacht kam, wurde sie noch scheuer als sonst und im Schlaf
schrie sie wie ein Teufel aus peinigenden Träumen auf. Der König, dem das Kind ein ängstlicher und trübsinniger Anblick war,
suchte sie mehr und mehr aus seinen Augen zu entfernen, und als sie elf
Jahre zählte, schickte er sie ins Kloster Santa Maria de las Huelgas bei
Burgos; sein Entschluß hiezu wurde durch den Vorfall mit dem englischen
Windspiel bekräftigt. Johanna besaß nämlich ein englisches Windspiel von edler Rasse; sie
hing mit großer Liebe an dem Tier, es mußte des Nachts neben ihrem Bette
schlafen, sie gab ihm selbst zu fressen und führte es selbst in die
Gärten. Das Tier war auch seinerseits der jungen Herrin treu ergeben.
Eines Nachts aber geschah es, daß sich Johanna aus dem Schlaf erhob; es
war ein Gewitter, und in dunkler Furcht schritt sie zum Fenster. Das
Windspiel aber, mochte es nun durch Donner und Blitz erschreckt und
erregt sein oder ein Traum seinen Instinkt getrübt haben, knurrte
plötzlich und biß Johanna ins Bein. Die Wunde war ungefährlich, doch
Johanna, obwohl sie das Tier noch eben so zärtlich liebte, hatte
beschlossen, es müsse sterben und nichts konnte sie von ihrem Vorsatz
abbringen. Sie wußte sich ein Dolchmesser zu verschaffen, lockte den
Hund in einen abgelegenen Teil des Gartens und schnitt ihm dort, während
er zu ihren Füßen lag, ruhig und schnell die Kehle durch. Diese Tat wurde bekannt und erzeugte teils Verwunderung, teils mehrte
sie das stille Grauen vor der Infantin. Sie hatte auch eine Art,
Menschen anzublicken, daß die betreffenden am liebsten Reißaus genommen
hätten, sich jedenfalls aber heimlich bekreuzten. Das traurige Land um Burgos, seine kahlen Hügel, die nur, wenn die Sonne
unterging, in einem Bad aus Purpur wie ungeheure Rubine funkelten; die
düstere Stadt mit ihren krummen Gassen, den hohen getürmten Häusern, den
alten Palästen mit halbverfallenen Schwibbögen, vergitterten Torwegen
und kleinen Fenstern; dazu die Abgeschiedenheit des Klosters selbst,
dies alles war dazu angetan, Schleier auf Schleier um das Gemüt der
Infantin zu weben. Nur ihre Augen strahlten aus der Dämmerung der Seele
wie der Widerschein zweier Sterne aus dem Wasser eines tiefen Brunnens. Als sie an den Hof zurückkehrte, hieß es, daß sie sich auf die magischen
Künste verstehe. Einige sagten offen, daß sie mit Spiegeldeutern,
Menschenmachern und Rosenkreuzern zu tun habe, daß sie aus kochendem
Wasser weissagen könne und daß sie von einem dänischen Schwarzkünstler
gelernt habe, Mumien wieder zu beleben... Continue reading book >>
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