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Die Stufe Fragment einer Liebe   By: (1859-1927)

Book cover

First Page:

Franziska Mann

Die Stufe Fragment einer Liebe

[Abbildung: Mosaik Verlag]

Im Mosaik Verlag zu Berlin 1922

Mosaik Bücher Band 3

Dieses Buch wurde für die Mosaik Verlag G.m.b.H. bei Gebrüder Rennert in Berlin gedruckt. Einband und Druckanordnung von Erich Büttner. Die Verse im Text sind von L. Avellis. Alle Rechte, insbesondere das der Uebersetzung und Verfilmung vorbehalten. Copyright by Mosaik Verlag G.m.b.H., Berlin W. 50. 1922.

Maria an Roland.

Roland, sind Sie leichtsinnig! Laufen Sie lieber vor mir davon. Oder ist Leichtsinn immer eine Krankheit chronisch bei den einen, akuter Natur bei den anderen? Nicht nur einfach abzuschütteln , Heilbarkeit unsicher? Noch ist es Zeit! Ich warne Sie! Verpassen Sie nicht den rechten Augenblick zur Flucht. Sie sind fünfundzwanzig Mal im Laufe der Jahre am zehnten Mai vorübergeschritten, ich an diesem Frühlingstage, der auch mich die Reise ins Leben beginnen ließ, zweiundvierzig Mal. Es bleibt eine gewagte Angelegenheit, schön und gefährlich, dieses »die Seelen sind von keinem Alter.« Sehen Sie sich lieber die blonden und die braunen Mädel an, deren gibt es so viele.

Und doch möchte ich Ihnen helfen. Sie brauchen einen Menschen . Ich könnte der rechte Mensch für Sie sein. Nur dürfen Sie nicht an Liebe denken; sie verwirrt immer, sie würde alles verderben.

Nach allgemeinen Begriffen weiß ich wenig von Ihnen. Aber nie war ich begierig, Menschen, an die mich ein seelisches Fluidum zu binden begann, in hergebrachter Form kennen zu lernen. Genießen wollte ich einen Blick, eine Stimme, den leisen Druck einer Hand. Ganz nur Gegenwart sollte mich umfangen, beleben, vielleicht auch berauschen, aber kennen? Nein, kennen ist drohender Alltag. Ich will meine Viertelstunde, unbekümmert um alles Gewesene. (Solch eine Viertelstunde kann lange währen, sie wird nach besonderem Maß gemessen.) Die nach mir kommen, mögen die ihre haben. Verstehen Sie das? Treu bin ich nicht, habe nie treu in hergebrachter Vorstellung sein wollen. Freunde, welche unbewegliches Festhalten brauchen, sind neben mir zu beklagen. Für mein Empfinden gibt es Wertvolleres als starres Beharren. Glauben Sie, Roland: Alles hat seine Zeit.

Allmählich bin ich so etwas wie eine Seelensucherin geworden. Weiß selbst nicht, wie es gekommen ist. Nie habe ich diese Eigenart oder darf ich sagen dieses Talent? absichtlich in mir gesteigert, habe nie aufgehört, sie als Begnadung zu empfinden. Manchem wurde ich zur Lebenswende, zur Stufe in freiere, befreite Welten. Für das Glück der Vielen war ich nie geschaffen. Vielleicht vermochte ich Einigen die Kraft zur Einsamkeit zu stärken; vielleicht lehrte ich Einige sich selbst kennen zu lernen, half ihnen, eine andere Lebensresonanz zu erlauschen. Ich vergaß nie, daß ich nicht mehr werden konnte als ein Mörtelträger: sein Schloß kann sich jeder nur allein errichten, seinen Tempel oder sein Alltagshaus.

Immer bin ich mir klar gewesen, nicht auf das Beieinander bleiben kommt es an, sondern auf die Spuren, die wir in fremder Seele zurückzulassen vermögen. Das nenne ich Treue, ist mir Treue. Und doch habe ich manchem etwas fürs Leben zu geben gehabt. Ich weiß, daß das einzig Sichere der Wandel ist; nie habe ich jemanden halten wollen; meist war ich es wohl, die fort war, innerlich schon ein wenig entfernt, bevor der andere es entdeckte. Doch nicht stets schritt ich nur aus Menschenliebe weiter, so selbstlos war ich nicht; oft lockte mich schon leise, ganz leise, eine fremde Seele. Mit ihr mich zu vereinen, trieb es mein Herz; denn immer hat auch mein Herz seinen Anteil haben wollen. Durch wunderbare Gefilde bin ich geschritten, frei und doch gefesselt. Nein, ich hätte nicht immer nur denselben Garten durchwandeln können. Ich liebte es, Neuland zu entdecken. Dort, wo viele nur kahles Feld sahen, ahnte ich bereits wogendes Blühen. Ohne Mühe neigten sich mir tausend den Vielen nicht sichtbare Herrlichkeiten entgegen... Continue reading book >>




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