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Ecce homo, Wie man wird, was man ist By: Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900) |
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Ecce homo Wie man wird, was man ist
Vorwort 1. In Voraussicht, dass ich über Kurzem mit der schwersten Forderung
an die Menschheit herantreten muss, die je an sie gestellt wurde,
scheint es mir unerlässlich, zu sagen, wer ich bin. Im Grunde dürfte
man's wissen: denn ich habe mich nicht "unbezeugt gelassen". Das
Missverhältniss aber zwischen der Grösse meiner Aufgabe und der
Kleinheit meiner Zeitgenossen ist darin zum Ausdruck gekommen, dass
man mich weder gehört, noch auch nur gesehn hat. Ich lebe auf meinen
eignen Credit hin, es ist vielleicht bloss ein Vorurtheil, dass ich
lebe?... Ich brauche nur irgend einen "Gebildeten" zu sprechen, der im
Sommer ins Oberengadin kommt, um mich zu überzeugen, dass ich nicht
lebe... Unter diesen Umständen giebt es eine Pflicht, gegen die
im Grunde meine Gewohnheit, noch mehr der Stolz meiner Instinkte
revoltirt, nämlich zu sagen: Hört mich! denn ich bin der und der.
Verwechselt mich vor Allem nicht!
2. Ich bin zum Beispiel durchaus kein Popanz, kein Moral Ungeheuer, ich
bin sogar eine Gegensatz Natur zu der Art Mensch, die man bisher als
tugendhaft verehrt hat. Unter uns, es scheint mir, dass gerade Das zu
meinem Stolz gehört. Ich bin ein jünger des Philosophen Dionysos, ich
zöge vor, eher noch ein Satyr zu sein als ein Heiliger. Aber man lese
nur diese Schrift. Vielleicht gelang es mir, vielleicht hatte diese
Schrift gar keinen andren Sinn, als diesen Gegensatz in einer heitren
und menschenfreundlichen Weise zum Ausdruck zu bringen. Das Letzte,
was ich versprechen würde, wäre, die Menschheit zu "verbessern". Von
mir werden keine neuen Götzen aufgerichtet; die alten mögen lernen,
was es mit thönernen Beinen auf sich hat. Götzen (mein Wort für
"Ideale") umwerfen das gehört schon eher zu meinem Handwerk. Man
hat die Realität in dem Grade um ihren Werth, ihren Sinn, ihre
Wahrhaftigkeit gebracht, als man eine ideale Welt erlog... Die "wahre
Welt" und die "scheinbare Welt" auf deutsch: die erlogne Welt und
die Realität... Die Lüge des Ideals war bisher der Fluch über der
Realität, die Menschheit selbst ist durch sie bis in ihre untersten
Instinkte hinein verlogen und falsch geworden bis zur Anbetung der
umgekehrten Werthe, als die sind, mit denen ihr erst das Gedeihen, die
Zukunft, das hohe Recht auf Zukunft verbürgt wäre.
3. Wer die Luft meiner Schriften zu athmen weiss, weiss, dass es eine
Luft der Höhe ist, eine starke Luft. Man muss für sie geschaffen sein,
sonst ist die Gefahr keine kleine, sich in ihr zu erkälten. Das Eis
ist nahe, die Einsamkeit ist ungeheuer aber wie ruhig alle Dinge im
Lichte liegen! wie frei man athmet! wie Viel man unter sich fühlt!
Philosophie, wie ich sie bisher verstanden und gelebt habe, ist das
freiwillige Leben in Eis und Hochgebirge das Aufsuchen alles Fremden
und Fragwürdigen im Dasein, alles dessen, was durch die Moral bisher
in Bann gethan war. Aus einer langen Erfahrung, welche eine solche
Wanderung im Verbotenen gab, lernte ich die Ursachen, aus denen bisher
moralisirt und idealisirt wurde, sehr anders ansehn als es erwünscht
sein mag: die verborgene Geschichte der Philosophen, die Psychologie
ihrer grossen Namen kam für mich an's Licht. Wie viel Wahrheit
erträgt, wie viel Wahrheit wagt ein Geist? das wurde für mich immer
mehr der eigentliche Werthmesser. Irrthum ( der Glaube an's Ideal
) ist nicht Blindheit, Irrthum ist Feigheit... Jede Errungenschaft,
jeder Schritt vorwärts in der Erkenntniss folgt aus dem Muth, aus der
Härte gegen sich, aus der Sauberkeit gegen sich... Ich widerlege die
Ideale nicht, ich ziehe bloss Handschuhe vor ihnen an... Nitimur in
vetitum: in diesem Zeichen siegt einmal meine Philosophie, denn man
verbot bisher grundsätzlich immer nur die Wahrheit.
4. Innerhalb meiner Schriften steht für sich mein Zarathustra. Ich habe
mit ihm der Menschheit das grösste Geschenk gemacht, das ihr bisher
gemacht worden ist. Dies Buch, mit einer Stimme über Jahrtausende
hinweg, ist nicht nur das höchste Buch, das es giebt, das eigentliche
Höhenluft Buch die ganze Thatsache Mensch liegt in ungeheurer Ferne
unter ihm , es ist auch das tiefste, das aus dem innersten Reichthum
der Wahrheit heraus geborene, ein unerschöpflicher Brunnen, in den
kein Eimer hinabsteigt, ohne mit Gold und Güte gefüllt heraufzukommen... Continue reading book >>
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