First Page:
Ludwig Thoma / Erinnerungen Ludwig Thoma
Erinnerungen
Mit 8 Zeichnungen
von Olaf Gulbransson
Einmalige Ausgabe
Deutsche Hausbücherei Hamburg
Band 588
Diese Buch erscheint hiermit in Einmaliger Ausgabe für die Deutsche
Hausbücherei, Hamburg 36, Schließfach 233 , und wird nur an Mitglieder der
Deutschen Hausbücherei abgegeben. Einzeln ist es in der Originalausgabe
des Albert Langen / Georg Müller Verlag, München, nur im Buchhandel zu
haben. Der Einbandentwurf stammt von Hans Bohn. Der Druck und das
Einbinden erfolgten in der Hanseatischen Verlagsanstalt, Hamburg Wandsbek.
Copyright 1919 by Albert Langen / Georg Müller Verlag G.m.b.H.,
München.
Printed in Germany
INHALTSVERZEICHNIS
Kinderzeit
Schuljahre
Im Berufe
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Thoma mit dem Wilderer
Bismarck auf der Durchreise in Prien
Thoma als Anwalt in Dachau
Auf der Jagd
Thoma beim Tarock
Thoma und Ganghofer
Thoma mit Taschner, Peter Thoma und Schauspieler Deng
"UM MICH IST HEIMAT. UND DIE ERDE KANN EINMAL DEN, DER SIE HERZLICH
LIEBTE, NICHT DRÜCKEN"
Handschriftenfaksimile
KINDERZEIT
Die Vorfahren meines Urgroßvaters waren Klosterjäger bei den
Zisterziensern in Waldsassen; einer von ihnen wird um 1618 im Pfarrbuche
als Venator regius aufgeführt und war demnach ein Jagdknecht des
böhmischen Winterkönigs Friedrich, der als Kurfürst von der Pfalz das
schon im Jahre 1560 säkularisierte Kloster Waldsassen mit seinem riesigen
Waldbesitze von seinen Vorgängern übernommen hatte. Erst nach einem vollen
Jahrhundert, um 1669, wurden die Zisterzienser wieder in ihre Rechte
eingesetzt, und die Klosterjäger Thoma fanden wohl genug Ursache zu
Verdruß und Streit mit den rauhhaarigen Hintersassen, die sich nur langsam
an Gesetz und Recht gewöhnten. Schon 1525 hatte der Pfälzer Kurfürst mit
grobem Eingriff in die Machtsphäre der Abtei den Bauern die Jagd
freigegeben, die sie wie überall und immer mißbräuchlich ausnützten.
"Die Äcker lagen brach, auf den Wiesen flog der Wald an, und die Bauern
taten nichts mehr als jagen", erzählt der Chronist.
Allmählich mag's wieder besser geworden sein, denn als am 4. September
1786 Herr Wolfgang von Goethe auf seiner Fahrt nach Italien von Karlsbad
her durchreiste, fand er in dem Stifte Waldsassen ein "köstliches
Besitztum der geistlichen Herren, die früher als andere Menschen klug
waren". Vielleicht stand unter irgendeinem Torbogen der noch nicht
zwanzigjährige Sohn des Joseph Adam Thoma und sah die Eilkutsche
vorüberrollen, in der der Olympier saß und sich freute, daß ihm die
heimliche Abreise so wohl gelungen war.
Die Begegnung ließe sich einbilden, denn mein Urgroßvater hielt sich
dazumal in Waldsassen auf.
Über ihn, den Geheimen Oberforstrat Joseph Ritter von Thoma , besitze ich
genauere Nachrichten aus Familienpapieren und aus dem Buche von Dr. Heß :
"Lebensbilder hervorragender Forstmänner."
Er wurde in Waldsassen im Januar 1767 geboren genau hundert Jahre vor
mir , trat 1791 in kurbayrische Dienste, kam 1799 nach München als Rat
der Landesdirektion Bayerns und trat 1817 an die Spitze der bayrischen
Forstverwaltung.
In dieser Stellung verblieb er bis 1849.
Er heiratete Sabina Freyin von Heppenstein und führte mit ihr eine
glückliche, mit Kindern gesegnete Ehe.
"Er starb", heißt es bei Heß , "an demselben Tage, an welchem der König
das Dekret über die von ihm erbetene Versetzung in den Ruhestand unter
Anerkennung seiner großen Verdienste durch Verleihung des Komturkreuzes
des Verdienstordens der bayrischen Krone unterzeichnete.
Am 7. Mai 1841 hatte er unter großer und freudiger Teilnahme der
Forstbeamten im ganzen Königreiche sein 50jähriges Jubiläum begangen."
Als sein hervorragendes Werk wird ihm die Forstorganisation von 1822
nachgerühmt, durch welche erst die Einheit der bayrischen Forstverwaltung
geschaffen wurde, und die in ihren Grundzügen bis 1885 erhalten blieb... Continue reading book >>