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Zwei Prager Geschichten   By: (1875-1926)

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First Page:

[ Anmerkungen zur Transkription:

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Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Eine Liste der vorgenommenen Änderungen findet sich am Ende des Textes. ]

Zwei Prager Geschichten

von

Rainer Maria Rilke.

Stuttgart. Verlag von Adolf Bonz & Comp. 1899.

Druck von A. Bonz' Erben in Stuttgart.

Vorwort.

Dieses Buch ist lauter Vergangenheit. Heimat und Kindheit beide längst fern sind sein Hintergrund. Ich würde es heute nicht =so=, und darum wohl überhaupt nicht geschrieben haben. Aber damals als ich es schrieb, war es mir notwendig. Es hat mir Halbvergessenes lieb gemacht und mich damit beschenkt; denn wir besitzen von der Vergangenheit nur das, was wir lieben. Und wir wollen alles Erlebte besitzen.

=Schmargendorf=, im Februar 1899.

Rainer Maria Rilke.

Inhalt.

Seite

König Bohusch 1

Die Geschwister 81

König Bohusch.

Als der große Mime Norinski um drei Uhr nachmittags in das National Café, welches vor dem Prager tschechischen Theater liegt, eintrat, erschrak er ein wenig, lächelte aber gleich darauf sein verächtlichstes Lächeln: in dem Spiegel, schräg gegenüber der Thür, hatte sich irgend eine entfernte Ecke des Saales gefangen, und er hatte drinnen eine schiefe Marmorsäule und unter dieser Säule einen kleinen, buckligen Mann erkannt, dessen seltsame Augen dem Eintretenden wie lauernd aus einem unförmigen Kopfe entgegenstarrten. Das Fremde dieses Blickes, in dessen Tiefen irgend ein unerhörtes Geschehen sich dunkel zu spiegeln schien, hatte ihn einen Augenblick in Schrecken versetzt. Nicht etwan weil er besonders furchtsamer Natur gewesen wäre, sondern infolge des profunden und versonnenen Wesens, welches so großen Künstlern meistens eignet, und durch dessen Wall sich jedes Ereignis gleichsam durchbohren muß. Dem Original gegenüber empfand Norinski nichts ähnliches. Er übersah den Verwachsenen sogar eine ganze Weile, während er mit unnötiger Wichtigkeit den andern am Stammtisch die Hand reichte. Die Händedrücke nahmen eine ziemliche Zeit in Anspruch, denn jeder hatte gleichsam 3 Akte. 1. Akt: Zögernd folgt die Hand des Schauspielers dem Flehen der entgegengestreckten Hände. 2. Akt: Seine Hand spricht nachdrücklich zu der, welche sie umfaßt: Merkst du auch die Bedeutung dieses Moments? 3. Akt und Katastrophe, wobei Norinski jede Hand verächtlich loslies, fortwarf: Oh du Erbärmlicher, das kannst du ja gar nicht merken ... Diese Erbärmlichen waren diesmal: Karás, der lange blasse Kritiker des »Tschas«, ausgezeichnet durch einen überaus langen Hals und wie ein boshafter jüdischer Kollege mal behauptet hatte einen überaus höflichen »Adamsapfel«, welcher jeden Tropfen durch die Einsamkeit der Kehle bis an den Kragenrand, wo er sich nicht mehr verirren konnte, begleitete und von dort diensteifrig auf seinen Posten zurückschnellte, Schileder, der schöne Maler, der so traurige Dinge malte, der Novellist Pátek, der Lyriker Machal, der Student Rezek, der etwas abseits saß, aus einem großen Stammglas heißen Tschaj mit viel Cognac trank und schwieg. Endlich schien Norinski auch den Buckligen zu bemerken. Er lachte: »König Bohusch!« und streckte mit ironischem »Majestät« die Hand über den Marmortisch. Der Kleine fuhr auf und schickte ihm, um die Mimenhand nicht warten zu lassen, überhastig seine gelben unreifen Finger entgegen, so daß sich die beiden Hände, wie Vögel in der Luft haschten... Continue reading book >>




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