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Reise in die Aequinoctial Gegenden des neuen Continents.
Band 1.
by Alexander von Humboldt
Edition 01 , (September 3, 2007)
In deutscher Bearbeitung von Hermann Hauff.
Nach der Anordnung und unter Mitwirkung des Verfassers.
Einzige von A. v. Humboldt anerkannte Ausgabe in deutscher Sprache.
1865
Erster Band
CONTENTS
Vorwort
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
VORWORT
Einem wissenschaftlichen Reisenden kann es wohl nicht verargt werden, wenn
er eine vollständige Uebersetzung seiner Arbeiten jeder auch noch so
geschmackvollen Abkürzung derselben vorzieht. Bouquer´s und La Condamine´s
mehr als hundertjährige Quartbände werden noch heute mit großer Theilnahme
gelesen; und da jeder Reisende gewissermaßen den Zustand der
Wissenschaften seiner Zeit, oder vielmehr die Gesichtpunkte darstellt,
welche von dem Zustande des Wissens seiner Zeit abhangen, so ist das
wissenschaftliche Interesse um so lebendiger, als die Epoche der
Darstellung der Jetztzeit näher liegt. Damit aber die lebendige
Darstellung des Geschehenen weniger unterbrochen werde, habe ich das
Material, durch welches allgemeine kosmische Resultate begründet werden,
in besonderen Zugaben über stündliche Barometer Veränderungen, Neigung der
Magnetnadel und Intensität der magnetischen Erdkraft zusammengedrängt. Die
Absonderung solcher und anderer Zugaben hat allerdings, und ohne großen
Nachtheil, zu Abkürzungen in der Uebersetzung des Originaltextes der Reise
Anlaß geben können. Diese Betrachtung war auch geeignet mich bald mit dem
Unternehmen zu versöhnen, einem größeren Kreise gebildeter Leser, die
bisher mehr mit der Natur als mit scientifischen Wissen befreundet waren,
einen etwas abgekürzten Text der Reise in die Tropen Gegenden des Neuen
Continents darzubieten. Die Buchhandlung, welche aus edler, ich setze
gern hinzu angeerbter Freundschaft meinen Arbeiten eine so lange und
sorgfältige Pflege geschenkt hat, hat mich aufgefordert diese neue
Ausgabe, welche einem vielseitig unterrichteten Gelehrten, Herrn
Bibliothekar Professor Dr. Hauff anvertraut ist, nicht bloß, so viel
mein Uralter und meine gesunkenen Kräfte es erlauben, zu revidiren,
sondern auch mit Zusätzen und Berichtigungen zu bereichern. Die
Naturwissenschaft ist, wie die Natur selbst, in ewigem Werden und
Wechsel begriffen. Seit der Herausgabe des ersten Bandes der Reise sind
jetzt 45 Jahre verflossen. Die Berichtigungen müßten also zahlreich seyn:
in geognostischer Hinsicht wegen Bezeichnung der Gebirgs Formationen und
der metamorphosirten Gebirge, des wohlthätigen Einflusses der Chemie auf
die Geognosie, wie in allem, was anbetrifft die Vertheilung der Wärme auf
dem Erdkörper und die Ursach der verschiedenen Krümmung monatlicher
Isothermen (nach Dove´s meisterhaften Arbeiten). Die durch die neue
Ausgabe veranlaßte Erweiterung des Kreises wissenschaftlicher Anregung
kann ich nur freudig begrüßen; denn in dem Entwickelungsgange physischer
Forschungen wie in dem der politischen Institutionen ist Stillstand durch
unvermeidliches Verhängnis an den Anfang eines verderblichen
Rückschrittes geknüpft.
Es würde mir dazu eine innige Freude seyn noch zu erleben, wie die
Unternehmer es hoffen, daß meine in den Jahren freudig aufstrebender
Jugend ausgeführte Reise, deren einer Genosse, mein theurer Freund, Aimé
Bonpland, bereits, im hohen Alter, dahingegangen ist, in unserer eigenen
schönen Sprache von demselben deutschen Volke mit einigem Vergnügen
gelesen werde, welches mehr denn zwei Menschenalter hindurch mich in
meinen wissenschaftlichen Bestrebungen und meiner Laufbahn durch ein
eifriges Wohlwollen beglückt und selbst meinen spätesten Arbeiten durch
seine partheiische Theilnahme eine Rechtfertigung gewährt hat... Continue reading book >>